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Und ewig lockt das Gutbewährte - Wie sie stark durch Krisen kommen

In Zeiten tiefgreifender Veränderungen und Krisen lockt der Ruf nach bewährten und altbekannten Lösungen. Namhafte Traditionsbetriebe wie Bosch, Volkswagen, Deutsche Bank und SAP kündigen massive Umstrukturierungen und Stellenabbau an. Der digitale Wandel durch KI-Technologien, Digitalisierungsdruck und der Fokus auf Gewinnversprechen an Aktionäre verursachen ein komplexes Geflecht an Herausforderungen. Intern brodelt es gewaltig. Nicht selten sind es Scrum Master und Agile Coaches, die in den letzten Jahren agilen Schwung in die Traditionskisten gebracht haben, die nun betroffen sind. Der Ruf nach traditionellen Führungskonzepten wird laut. Zurück zu Altbewährtem. Warum diese Sehnsucht allzu häufig trügerisch ist - dazu biete ich ihnen einige Gedanken und Impulse an. 

Sackgasse Nummer 1: Wann wird es endlich wieder so sein, wie es nie war?

Nehmen wir an, die "gute alte Zeit" erlebe tatsächlich ein Revival.

Versetzen Sie sich für einen Moment zurück in jene Zeit. Erinnern Sie sich an einen typischen Arbeitstag. Was hat Sie dazu bewogen, so zu arbeiten, wie Sie gearbeitet haben? Welche äußeren Kräfte haben dazu beigetragen? Erinnern Sie sich auch an die Schattenseiten jener Zeit? Welche waren das? 

Wünschen Sie sich diese Schattenseiten tatsächlich zurück? Verspricht die Rückkehr zur "guten alten Zeit" tatsächlich einen neuen sicheren Hafen, in dem Sie heute noch leben und arbeiten möchten? Wären sie bereit, diese Konsequenzen für ihren Arbeitsalltag zu zahlen? 

Sackgasse Nummer 2: Alte Lösungen in einem neuen Kontext

Bleiben wir in diesem Gedankenspiel. Nehmen wir an, Sie hätten die letzte Frage eindeutig mit "Ja" beantwortet. Frühere Lösungen und gelebte Werte wurden vor dem Hintergrund früherer Herausforderungen entwickelt. Sie entfalteten ihre Wirkung im Umfeld jener Zeit. Wie wirksam können diese Denk- und Handlungsmuster in völlig neuen, noch nie dagewesenen Kontexten sein? Oder wie Albert Einstein es ausdrückte: "Wahnsinn ist, immer wieder dasselbe zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."

Wandel in Krisenzeiten - ein Jongleurakt der Wahrscheinlichkeiten

Die Sackgasse Nummer 1 beschreibt eine Art Glorifizierung der "guten alten Zeit". Veränderungen stellen gewohntes Verhalten und Abläufe infrage. Sie können Unsicherheiten, Ängste und Widerstand hervorrufen.  Das Festhalten an alten Lösungen ist in Anbetracht zukünftiger Unsicherheiten menschlich, relativiert jedoch nicht die Notwendigkeit von Anpassung, um zukunftsfähig zu bleiben.

Ich lade Sie dazu ein, die "gute alte Zeit" als Quelle ihrer Resilienz zu betrachten. Sie haben bereits schwierige Zeiten bewältigt? Sie haben Erfolge erlebt! Großartig! Sich bewusst mit den Werten und Fähigkeiten auseinanderzusetzen, die dazu beigetragen haben, wertschätzt das, was war und setzt neue Kräfte frei, die zur Anpassung an den veränderten Kontext genutzt werden können.

Noch mehr: Sie bauen eine Brücke vom "Altbewährten" zum "Neuen Unbekannten". Sie nehmen mit, was heute noch nützlich ist, und lassen zurück, was Sie im Hier und Jetzt behindert - veraltete Prozesse und Strukturen, genauso wie traditionelle Firmenrituale. 

Sackgasse Nummer zwei macht deutlich: Eine Rückkehr oder das Festhalten an "Altbewährtem" gibt keine Garantie für künftige Wirksamkeit. Im Gegenteil. Es verengt unseren Blick auf Lösungen, die rechts und links vom Weg liegen. Doch was ist die Alternative? 


Fangen wir mit Akzeptanz an. Akzeptanz dafür, dass es viele verschiedene Perspektiven auf den Status Quo und den Zielzustand gibt, die wiederum mehrere Lösungsansätze bereithalten können. Da multipliziert sich einiges. Statt sich auf alte Lösungen zu versteifen, plädiere ich für einen geleiteten Prozess des Annäherns und Zusammenfindens gemeinsamer Werte, Lösungsvorstellungen und Ziele innerhalb und außerhalb der Organisation. Dieser zielt darauf ab, Divergenzen und Widersprüche aufzuweichen. Mittels schrittweiser Annäherung der Perspektiven und schrittweiser Eingrenzung der wahrscheinlichsten Lösungsstrategien auf Basis empirischer Erkenntnisse. Unter Einbindung einer konsistenten Organisationsdynamik, die den künftigen Herausforderungen gewachsen ist.

Der richtige Zeitpunkt ist jetzt

Wie und wann soll es denn nun losgehen mit diesem Konvergenzprozess?

Jetzt! Starten Sie an einer Stelle, die Ihnen im Moment am bedeutsamsten oder dringlichsten erscheint. Sorgen Sie sich etwa über die hohe Mitarbeiterfluktuation? Sie müssen dringend in die Digitalisierung Ihrer Prozesse investieren? Oder stehen Sie vor einem längst überfälligen Umbau der Gesamtorganisation? Egal, wo Sie beginnen, es werden sich Wechselwirkungen auf allen Ebenen der Organisation ergeben. Aus diesen lassen sich neue Erkenntnisse für die nächsten Schritte ableiten. Eine partizipative Herangehensweise macht Perspektiven und Lösungskonzepte sichtbar und besprechbar. "Die Lösung steckt im System", besagt eine systemische Weisheit. Die Frage ist: Sind Sie bereit, auch unangenehme Perspektiven aufzudecken und andersartige Lösungsansätze anzuerkennen?

Fazit

Die Lösungen stecken in der Konvergenz der Ideen vieler. Startet sie JETZT. 

Krisen fordern uns heraus, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Der Blick zurück allein reicht nicht, um Gegenwart und Zukunft zu sichern. Die Schattenseiten alter Lösungen werden wieder lebendig, die so gar nicht mehr zu uns passen wollen. Ihre frühere Wirksamkeit verliert sich im Sturm gegenüber völlig anderen Bedingungen in der Gegenwart und Zukunft.

Sie wünschen sich mehr konkrete Praxis?

Holen sie sich hier Impulse:

Wie sie konkret einen partizipativen Projekt- Kick off gestalten können, erfahren Sie in einem anderen Teamworkblog- Beitrag. Hier gehts zum Artikel. 




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