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Klartext statt Konsens - wie Meetings wieder was bewirken

Bessere Kommunikation ist Lippenstift fürs Protokoll.
Klartext statt Konsens


Kennst Du das: Das Meeting läuft, Energie ist da, der Knoten platzt - und jemand sagt: "Wir müssen besser kommunizieren!" Alle nicken. Jemand schreibt's auf. Und was passiert damit? 

Nichts.

Warum? Weil "besser kommunizieren" keine Handlung ist. Genauso wenig wie:

  • "mehr Verantwortung übernehmen",
  • "offener Feedback geben",
  • "konstruktiver diskutieren",
  • "proaktiver sein",
  • "mehr miteinander reden",
  • "transparenter werden",
  • "Verständnis füreinander zeigen".

Alles klingt gut. Aber ohne Klartext bleibt’s ein Vorschlag - nett im Protokoll, aber ohne Effekt auf den nächsten Arbeitstag. Kein konkreter Schritt, keine sichtbare Veränderung. Keiner der's macht.

Es ist eine gute Absicht ohne Konsequenz.

Wir haben kein Problem Verbesserungen zu identifizieren. 

Die wahre Herausforderung ist selten das Finden von Verbesserungen. Es ist das Konkretisieren. Das Umsetzbar-Machen. Das Ins-Tun-Kommen.


Hier sind ein paar Ideen gegen den Lippenstift und für echte Veränderung, die im Alltag spürbar wird:


Von vage zu wirksam.

Lass Vages nicht ins Protokoll! Sondern frage hartnäckig nach:

  • Was bedeutet das?
  • Was genau machen wir ab morgen anders? (Und: wer ist "wir"?)
  • Wer macht das?
  • Wie merken wir, dass es funktioniert? 
  • Woran merken es andere? ("Andere": Unsere Kunden, unser Management, unser Vertrieb...)
  • und: Wie messen wir das?


Machs klein.

Erzeuge individuelle Lösungen.

Große Probleme lähmen. Studien wie Korsbek et al. 2023 zeigen: Kleine, selbstgewählte Schritte führen eher zu Veränderung als große Pläne.

Ein gutes Format dafür: Die 15% Lösungen der Liberating Structures:

Jede:r notiert individuell, was er oder sie morgen tun kann - ohne Erlaubnis, Budget oder Abstimmung. In Partnergesprächen werden diese Ideen weiter konkretisiert. Was bleibt, ist machbar - und selbst gewählt.


Ideen verdichten. Gemeinsam entscheiden.

Sollen individuelle Ideen zu einer gemeinsamen Lösung verdichtet werden, eignet sich 1-2-4-All.

Dabei reflektiert jede:r erst für sich, teilt dann mit einer anderen Person, diskutiert anschließend im Viererteam - und bringt am Ende den gemeinsamen Favoriten in die Gesamtgruppe. 

Das Format strukturiert Gruppenfokus ohne Hierarchie, stärkt Beteiligung und führt oft zu Ideen, die auf breite Zustimmung stoßen.

Über eine Gruppenabstimmung per Dotvoting kann dann die für die gesamte Gruppe beste Option ausgewählt werden.


Eine noch energiegeladenere Alternative ist 25/10 Crowdsourcing

Hier erstellt und bewertet jede:r Teilnehmer:in verdeckt mehrere Ideen - das erzeugt Bewegung und liefert sofort ein Ranking der beliebtesten Vorschläge. 

Dieses Format zwingt zur Entscheidung, bringt Tempo und hilft, aus der Vielzahl an Optionen die wenigen mit echtem Rückhalt zu identifizieren. 

25/10 Crowdsourcing fördert das Momentum in Gruppen, die sonst nur zögern oder debattieren. Funktioniert auch im remote Context! 


Stell's auf den Kopf.

Wenn Gruppen im Problemkreis steckenbleiben oder keine greifbaren Maßnahmen formulieren, kann auch die Kopfstandmethode helfen.

Dabei wird nicht gefragt: "Was sollten wir tun?" - sondern: "Was müssten wir tun, um es noch schlimmer zu machen?" Die Ergebnisse - konkret, oft radikal - werden anschließend ins Gegenteil verkehrt. Aus "ständig unterbrechen" wird zum Beispiel "wir führen ein Handzeichen für Beiträge ein".

Durch den Umweg über das Gegenteil wird sichtbar, was die Gruppe nicht mehr tun sollte - und rückt automatisch das in den Fokus, was stattdessen getan werden sollte. Die Kopfstandmethde produziert abstellbares Verhalten - und das kann mit den Fragen von oben konkretisiert und konsolidiert werden.


Eine individuellere Variante dieser Kopfstandmethode ist TRIZ. TRIZ geht ähnlich vor, lädt dann aber stärker zu einer indivduellen Reflexion ein um die Dinge zu identifizieren, die man selbst abstellen sollte.

("Was tust du selbst, das das Problem verschärft? Und was lässt du künftig?")

Beide Methoden erzeugen kein vages Wunschbild - sondern abstellbares Verhalten. Und das ist Gold wert.


Mach's zu zweit.

Dass nichts passiert, liegt oft nicht an fehlenden Ideen. Sondern daran, dass niemand zuständig ist. 

Und selbst wenn: Ein Name im Protokoll reicht nicht.

Accountability Partner können helfen. Zwei Personen, ein Ziel: Eine übernimmt, die andere begleitet. Nicht als Kontrolle - sondern als Spiegel, Impulsgeber, Unterstützung.

Der Effekt: Ich bespreche nicht nur, was ich tun will - ich entwickle es im Dialog. Und weil ich jemandem verspreche, dass ich es tue, steige ich eher ein. Studien zeigen: So steigt die Umsetzungschance signifikant.

Entscheidend ist dabei nicht Kontrolle, sondern die gemeinsam getragene Verbindlichkeit. Geteilte Verantwortung wirkt verbindlicher. Ein Accountability Partner kann nicht nur ein Zeuge der Absicht sein, sondern als Sparringspartner, Resonanzfläche und Support mithelfen. 


Mach's nochmal.

Trivial. Und so stark: Nicht immer braucht es Neues! 

Manchmal reicht es, sich zu erinnern:

  • Wann hatten wir ein ähnliches Problem - und haben es konkret gelöst?
  • Was war da anders? Wer war beteiligt? Was genau haben wir gemacht?
  • Wie nutzen wir das am besten jetzt?


Nimms weg. 

Und wenn das Konkretisieren wirklich schwer ist: Dann nehmt es weg. Und fokussiert auf das, was konkret geht.

(Das gilt übrigens auch, wenn Uneinigkeit herrscht: Setzt den Fokus auf das worüber Einigkeit herrscht.  Gibts einen kleinsten gemeinsamen Nenner? Dann machen wir das. Gibts den nicht, dann nehmt es heraus aus dem Protokoll - oder notiere Uneinigkeit - bevor ihr es ermüdend ausdiskutiert..)

Es geht ums ins-Tun-kommen. Nicht alles muss konkretisiert werden. 

Fangt einfach an. 

Fangt einfach an.




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