Montagmorgen. Das erste Meeting. Eigentlich sollten alle entspannt aus dem Wochenende kommen. Oder? Nicht wirklich. Freitag war kein guter Tag im Projekt. Die Deadline wurde zum zweiten Mal gerissen. Dementsprechend ist die Stimmung heute … kacke.
Keiner will schuld sein. Claudia weiß genau, woran es lag: Peter hat die funktionale Spezifikation nicht früh genug fertig gehabt. Sie konnte demnach nicht früh genug mit der Entwicklung starten. Und Peter sieht die Schuld bei dem anderen Team. Er sei schließlich abhängig von denen gewesen.
Und schon geht es los: das „Im-Kreis-der-Rechtfertigungen-drehen“. Statt Lösungen zu finden, wird hier nach noch mehr Problemen gesucht.
Diese Projektsituation habe ich leider schon häufig in SAP-Implementierungsprojekten erlebt. Ich kann das mittlerweile schwer ertragen. In meinen ersten Projekten habe ich, offen gestanden, noch oft gedacht: „Vielleicht müssen wir das Problem noch genauer analysieren.“ Heutzutage sehe ich das ganz anders. Ich habe keine Zeit mehr für Ausreden und Gejammer. Eigentlich hat die keiner.
Am Ende zählt für mich das Ergebnis. Und wenn das kacke ist, dann finden wir gemeinsam einen Weg, wie es besser wird. Ganz einfach.
Okay, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Es braucht Empathie, um alle Perspektiven im Team wahrnehmen und akzeptieren zu können. Es braucht Mut, alle Konflikte offen anzusprechen. Und es braucht einen langen Atem. Warum? Weil es eine bestimmte Kultur im Team braucht, um diese Lösungsorientierung leben zu können. Und das passiert nicht über Nacht. Das ist ein Prozess, der begleitet werden darf. Genau das mache ich seit vielen Jahren – insbesondere in SAP-Projekten.
Im Folgenden gibt es meine Top 6, wie ihr euer SAP-Projekt ganz sicher gegen die Wand fahren könnt –
und natürlich auch, welche Pillen in dem Fall helfen.
Punkt 1: Silo-Denken
Die SAP-Welt hat ihre eigenen Planeten. Sie nennt sie Module – wie zum Beispiel Sales, Service, Finance. Herrliche Voraussetzungen, um Silodenken aufzubauen. Der Sales-Berater denkt keinen Schritt weiter, als sein eigenes Modul reicht. Ob alle Prozessschritte bis hin zu Finance und Controlling sauber laufen, juckt ihn nicht.Das führt oft dazu, dass den einzelnen Projektbeteiligten das Gesamtverständnis fehlt. Abstimmungen ziehen sich, weil alle nur ihre eigenen Wünsche umsetzen wollen – unabhängig von den anderen Modulen.
Das gibt’s aber im SAP nicht. Hier hängt alles zusammen. Und wenn das nicht gelebt wird, diskutieren sich die Teammitglieder von Projektverlängerung zu Projektverlängerung.
Die Pille:
Es braucht nicht noch mehr Fachexpertise zu Beginn. Es braucht Offenheit – und das Verständnis über alle Zusammenhänge.
End-to-End-Workshops mit allen Beratern und Fachbereichen stiften hier den größten Nutzen. Dort sehen alle den gesamten Prozess und verstehen, wo sie Teil des großen Ganzen sind.
Wenn man diese Workshops noch mit einer teambindenden Maßnahme verbindet, sinkt im Idealfall auch die Hemmschwelle, andere Berater oder Fachbereiche direkt anzusprechen.
Punkt 2: Fehlendes gemeinsames Ziel
Ein SAP-Projekt ohne gemeinsames Ziel ist wie eine Kutsche mit fünf Pferden, die in unterschiedliche Richtungen laufen. Alle geben Vollgas – aber keiner kommt wirklich an.Was ich in Projekten oft sehe: Der Fachbereich will endlich effizientere Prozesse, die IT will stabile Systeme, die Beratung will den Go-Live feiern – und keiner weiß so richtig, was das Ganze eigentlich fürs Unternehmen bringen soll. Kein Wunder, dass die Energie verpufft. Meine Erfahrung: Wenn das Ziel nicht glasklar ist, wird jede Diskussion zur Grundsatzfrage.
Die Pille: Gleich zu Beginn einen Workshop machen, in dem nicht nur die Projektziele definiert werden, sondern auch das Warum.
Warum investieren wir Zeit, Geld und Nerven in dieses Projekt? Welche Veränderungen sollen entstehen? Und was bedeutet das konkret für jeden im Team?
Ich lasse dabei gerne jeden einzeln sagen, welchen Beitrag er oder sie leisten möchte – und wo mögliche Risiken liegen. Das schafft Commitment, Klarheit und (essenziell) Motivation, wenn die ersten Stolpersteine kommen. Denn die kommen. Immer.
Dieser Satz ist der Klassiker in SAP-Projekten – und meistens der Anfang vom Chaos.
Egal ob in Jira, Excel oder PowerPoint – wenn nicht klar ist, wer was macht, wann und warum, verliert man sich in Annahmen und Rechtfertigungen. Und irgendwann ist keiner mehr schuld, aber alle sind genervt.
Warum investieren wir Zeit, Geld und Nerven in dieses Projekt? Welche Veränderungen sollen entstehen? Und was bedeutet das konkret für jeden im Team?
Ich lasse dabei gerne jeden einzeln sagen, welchen Beitrag er oder sie leisten möchte – und wo mögliche Risiken liegen. Das schafft Commitment, Klarheit und (essenziell) Motivation, wenn die ersten Stolpersteine kommen. Denn die kommen. Immer.
Punkt 3: Fehlende Transparenz
„Ich dachte, du machst das.“ – „Nee, ich dachte, du.“Dieser Satz ist der Klassiker in SAP-Projekten – und meistens der Anfang vom Chaos.
Egal ob in Jira, Excel oder PowerPoint – wenn nicht klar ist, wer was macht, wann und warum, verliert man sich in Annahmen und Rechtfertigungen. Und irgendwann ist keiner mehr schuld, aber alle sind genervt.
Die Pille: Macht eure Prozesse transparent. Jeder sollte wissen, woran die anderen arbeiten, welche Abhängigkeiten bestehen und wo Dokumentationen liegen (ja, das böse Wort …). Dokumentation ist kein Selbstzweck. Sie ist wie eine Versicherung – man merkt erst, wie wichtig sie ist, wenn sie fehlt.
Ich empfehle: ein gemeinsames Tool, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige kurze Syncs – aber bitte mit Fokus. Kein Zwei-Stunden-Meeting für zehn Minuten Inhalt.
Ich habe schon Projekte gesehen, in denen Fehler zu Scham führten – und andere, in denen sie der Startpunkt für richtig gute Verbesserungen waren. Der Unterschied liegt in der Kultur.
In SAP-Projekten treffen oft verschiedene Welten aufeinander: Beratungsmentalität trifft auf Konzernpolitik, Hierarchie auf flache Strukturen. Wenn da kein gemeinsamer Rahmen geschaffen wird, kracht’s irgendwann.
Ich empfehle: ein gemeinsames Tool, klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige kurze Syncs – aber bitte mit Fokus. Kein Zwei-Stunden-Meeting für zehn Minuten Inhalt.
Punkt 4: Fehlende Feedbackkultur
Fehler passieren. Immer. Die Frage ist nur: Wie geht das Team damit um?Ich habe schon Projekte gesehen, in denen Fehler zu Scham führten – und andere, in denen sie der Startpunkt für richtig gute Verbesserungen waren. Der Unterschied liegt in der Kultur.
In SAP-Projekten treffen oft verschiedene Welten aufeinander: Beratungsmentalität trifft auf Konzernpolitik, Hierarchie auf flache Strukturen. Wenn da kein gemeinsamer Rahmen geschaffen wird, kracht’s irgendwann.
Die Pille: Führt von Anfang an einen „Teamkodex“ ein. Eine Art Ehrenkodex, in dem steht, wie ihr miteinander umgeht. Zum Beispiel:
Wie oft sitzt man in einem Meeting, während die Kamera aus ist, die Mails im Hintergrund aufpoppen und man gedanklich schon in der nächsten Telko ist? Und dann wundert man sich, dass man Dinge doppelt klären muss.
Zuhören heißt nicht nur, die Worte zu hören. Es heißt, präsent zu sein. Wahrzunehmen, was wirklich gesagt wird – und manchmal auch das, was zwischen den Zeilen steht. Das spart am Ende Zeit, Nerven und unzählige Missverständnisse.
Die Pille: Frage dich: "Wie fühlt sich eigentlich die Person, die gerade spricht, wenn die Hälfte der Teilnehmer abgelenkt ist?"
- Wir geben Feedback immer auf Augenhöhe.
- Wir kritisieren Verhalten, nicht Personen.
- Wir lernen gemeinsam aus Fehlern, statt Schuldige zu suchen.
Punkt 5: Wir hören wirklich zu
Ich weiß, das klingt wie eine dieser Achtsamkeitsfloskeln – aber glaub mir: Zuhören ist in Projekten zur Superkraft geworden.Wie oft sitzt man in einem Meeting, während die Kamera aus ist, die Mails im Hintergrund aufpoppen und man gedanklich schon in der nächsten Telko ist? Und dann wundert man sich, dass man Dinge doppelt klären muss.
Zuhören heißt nicht nur, die Worte zu hören. Es heißt, präsent zu sein. Wahrzunehmen, was wirklich gesagt wird – und manchmal auch das, was zwischen den Zeilen steht. Das spart am Ende Zeit, Nerven und unzählige Missverständnisse.
Die Pille: Frage dich: "Wie fühlt sich eigentlich die Person, die gerade spricht, wenn die Hälfte der Teilnehmer abgelenkt ist?"
Sicher nicht wertgeschätzt. Und das überträgt sich auf die Stimmung im Team.
Also: Kamera an, Handy weg, Ohren auf. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber es wirkt Wunder.
Gerade in stressigen Phasen zeigt sich, wer wirklich führen kann – nämlich der, der sein Gegenüber versteht.
Also: Kamera an, Handy weg, Ohren auf. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber es wirkt Wunder.
Punkt 6: Fehlende Empathie
Empathie ist kein „Soft Skill“. Es ist ein Hard Skill, wenn du in komplexen Projekten mit Menschen arbeitest.Gerade in stressigen Phasen zeigt sich, wer wirklich führen kann – nämlich der, der sein Gegenüber versteht.
Die Pille: Ich versuche oft, innerlich die Perspektive zu wechseln: Was würde ich fühlen, wenn ich gerade der Fachbereich wäre, der auf die nächste Testversion wartet? Oder der Entwickler, der seit drei Nächten an einem Bug hängt?
Dieser Perspektivwechsel öffnet den Blick für Zusammenhänge. Er hilft, früh zu erkennen, wenn jemand überlastet ist – bevor es zu spät ist. Und er sorgt dafür, dass man als Team nicht nur das Projektziel erreicht, sondern auch als Mensch gesund bleibt.
Dieser Perspektivwechsel öffnet den Blick für Zusammenhänge. Er hilft, früh zu erkennen, wenn jemand überlastet ist – bevor es zu spät ist. Und er sorgt dafür, dass man als Team nicht nur das Projektziel erreicht, sondern auch als Mensch gesund bleibt.
Seien wir mal ehrlich: Ein SAP‑Projekt ist ein Marathon, kein Sprint. Und wer dauerhaft Vollgas gibt, ohne dabei vorwärtszukommen, tritt einfach nur auf der Stelle. Das widerspricht meinem Grundgedanken: Das Ergebnis zählt. Also helfe ich Teams, den Weg nach vorn zu finden. Vielleicht sogar "einfacher" das Ziel zu erreichen. Mit Empathie schafft man es, das Tempo zu halten – gemeinsam.
Fazit
Wenn du diese sechs Punkte beherzigst, hast du die wichtigsten „Tabletten“ für ein gesundes SAP-Team schon intus:Offenheit, Zielklarheit, Transparenz, Feedback, Präsenz und Empathie.
Und falls du das Gefühl hast, dein Team braucht hier Unterstützung – ich kenne die Symptome. Und habe dann die passenden Pillen in der Tasche.
www.elevate-to-success.com
Quellen:
Lencioni, Patrick: The Five Dysfunctions of a Team: A Leadership Fable. Jossey-Bass, 2002.
Rosen, Evan: The Culture of Collaboration. Red Ape Publishing, 2007 (erweiterte Ausgabe 2024).
Spatz, E. (Hrsg.): Feedbackkultur und Kultur. In: Moderne Personalentwicklung. Wiesbaden: Gabler, 2013.
Coronado-Maldonado, I. et al.: „Emotional intelligence, leadership, and work teams“. 2023.
Paredes-Saavedra, M.; Vallejos, M.; Huancahuire-Vega, S.; Morales-García, W. C.; Geraldo-Campos, L. A.: „Work Team Effectiveness: Importance of Organizational Culture, Work Climate, Leadership, Creative Synergy, and Emotional Intelligence in University Employees“. Administrative Sciences, 14(11), 2024,
Muss, C. (2025): „Empathy in leadership: a systematic literature review on …“.


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