Direkt zum Hauptbereich

Die gemeinsame Ablage als Projekthandbuch, Teil 2 (Wert)

Ab und zu stellen wir in unseren Beratungsprojekten fest, dass ein Team ein Projekthandbuch zu erstellen hat. Braucht man aus agiler Sicht überhaupt noch ein Projekthandbuch? In dieser Woche gibt es eine kleine Serie zu diesem Thema.
Im ersten Teil haben wir uns Gedanken über Sinn und Herausforderungen von Projekthandbüchern gemacht. Aus agiler Sicht fragen wir immer nach dem Business Value. Aber was ist eigentlich der echte Wert von diesen Handbüchern?

Was macht die Kunden des Handbuchs wirklich glücklich?

Delight the customer - erfreue den Kunden! Was macht ein gutes Projekthandbuch so großartig, sodass andere Leute damit arbeiten wollen? Was ist der Mehrwert? Welche echten Probleme kann dieser Standard den Leuten im Projekt abnehmen? Wenn jemand in der Organisation Geld für das Handbuch bezahlen müsste, was wäre ein guter Preis? 100 EUR? 10.000 EUR?

Denken wir das einmal durch. Nehmen wir an, 10.000 EUR wäre ein fairer Anteil für die Entwicklung der Standards. Damit es sich lohnt, müssten wir 20-30 Tausend EUR sparen oder mehr verdienen. Das wäre ein guter Deal. 30 Tausend EUR sind z. B. 30 Beratungstage oder 10 Lizenzen eines größeren Softwarepakets. Für das Geld kann man jemand mehrere Monate beschäftigen.

Wie könnte man dies mit einem Handbuch erreichen?

Mehr Umsatz (durch mehr oder bessere Projekte NACHEINANDER)

Wie könnte man mit einem Handbuch mehr Umsatz machen? Wenn das Handbuch dabei hilft, Projekte schneller abzuschließen, könnte man mehr Projekte machen und so mehr Geld verdienen. Um mehr zu schaffen, gebe ich im Moment eine Devise aus: Macht weniger Projekte gleichzeitig.

Ich wiederhole es nochmal: Macht weniger Projekte gleichzeitig. Konzentriert Euch auf wenige Projekte und führt diese so schnell, wie es geht zum Erfolg ("Beute machen").

Ein Handbuch könnte dabei helfen, indem es konkrete Anleitung gibt, wie man die Verzugskosten von Projekten in der eigenen Organisation ausrechnet. Damit kann man dann gut argumentieren, wie teuer es ist, Projekte künstlich in die Länge zu ziehen.

Vermiedenene Kosten (durch weniger Überzug)

Wie könnte ein Handbuch Kosten vermeiden? Wir Menschen sind leider zu optimistische Planer. Am Ende des Geldes ist meist noch viel Projekt übrig. Das ist besonders dann schwierig, wenn das gleiche Team dann schon das nächste Projekt geplant hat.

Ein Handbuch könnte helfen, indem es die Projektplaner bei einer realistischen Planung hilft. Es könnte zum Beispiel erklären, wie man eine Monte-Carlo-Simulation macht. Bei wichtigen Projekten sollte man besser nicht mit Einpunktschätzungen, sondern mit Dreipunktschätzungen arbeiten. Diese Werte für Zeit und Kosten kann man zusammenrechnen (Kosten oder Zeit Arbeitspaket 1 + AP 2 + AP 3 ...). Dann erstellt man 1.000 oder 10.000 Szenarien und sieht sich die Wahrscheinlichkeitsverteilung an.

Das Handbuch könnte auch Hinweise zu Vergleichswerte zu anderen Projekten geben, damit man seine Planung anpassen kann.

Besserer Service

Business Value bedeutet auch, einen besseren Service zu bieten. Wie könnte ein Handbuch den Service verbessern? Es könnte helfen, Projekte schneller zu starten, durchzuführen und zu beenden. Dazu könnte es die Erfahrungen aus der eigenen und aus anderen Organisationen einbringen:
  • Wie wird ein Projekt gestartet? Welche Informationen brauchen die Entscheider, um ein Projekt freizugeben? Wo kann man erkennen, welche Projekte im Moment gerade laufen?
  • Wie kann man den Managementanteil bei der Projektarbeit auf ein sinnvolles Maß reduzieren? Wie kann man Dinge automatisieren? Wie behält man kritische Punkte im Blick, um rechtzeitig reagieren zu können?
  • Wie bringt man Projekte wirklich zum Abschluss?
Wenn ein Team sich Zeit nimmt, um diese Frage zu klären, kann es mit weniger Text im Handbuch für seine Nutzer Nutzen schaffen.

Ist ein Handbuch die einzige Möglichkeit, dieses Wissen zu verteilen? Diese Frage sehen wir uns im nächsten Teil an.

Diese Serie hat vier Teile: 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.