Direkt zum Hauptbereich

Eine einfache Anleitung zum Führen eines Notizbuchs im Business

Professionelle Arbeit ist dokumentiert und reproduzierbar. Die Basis für eine gute Dokumentation ist das persönliche Aufschreiben von Dingen. Es gibt im Netz sehr viele Anleitungen für unterschiedliche Einsatzbereiche. Ich habe nach einem integrierten Ansatz gesucht.

Warum ist es wichtig, dass wir Dinge aufschreiben?

Ich erinnere mich noch an die ersten Tage in meiner Studienzeit, an denen ich neu in einem Labor war. Der Professor hatte zugestimmt, dass ich eine Hausarbeit bei ihm schreiben konnte. Am zweiten Tag kam er zu mir und bat mich, schon einmal mit dem Schreiben zu beginnen. 

Ich fragte zurück: "Was soll ich aufschreiben? Ich habe ja noch gar nicht mit der Arbeit angefangen.

Er antwortete: "Schreiben Sie auf, was Sie vorhaben! Schreiben Sie auf, wie Sie vorgehen wollen! Schreiben Sie auf, welche Literatur es gibt! Was sind die wichtigen Begriffe?

Wow. Da hatte er recht. Das waren alles Dinge, die ich schon aufschreiben konnte. Bei ihm habe ich Schreiben gelernt. Schreiben hilft mir beim Denken. In diesem Blog zum Beispiel halte ich Wissen und Erkenntnisse fest, die ich später noch einmal brauche. Wenn ich mir wichtige Dinge aufschreibe, spare ich später viel Zeit, weil ich nicht erneut recherchieren muss.

Was soll man im Business aufschreiben?

Über die Zeit habe ich gelernt, dass mir folgende Informationen helfen:

  • Tagebuch: Es gibt Tage, an denen ich mir viel notiere. Es sind Informationen zu meinen Vorgängen. Vielleicht auch Aufgaben, die ich erledigen will. Dafür gibt es eine Rubrik Tagebuch in meinen Notizen. Aber diese Notizen sollten nicht lange leben. Watts Humphrey hat das Pflegen eines Engineering Journals empfohlen.
  • Vorgangsnotizen: Ich habe (fast) für jeden Vorgang oder Projekt eine Notiz. Das sind grundsätzliche Informationen zu einem Vorgang, z. B. Ansprechpartner oder Links zu Systemen. Aber auch nächste Schritte und Ergebnisse. Bei David Allen ist das die Vorgangsliste.
  • Wissensnotizen: Dann brauche ich einen Bereich, in denen ich langfristig mein Wissen speichere. Ich habe in den letzten Jahren viel zur Ideengeschichte von Scrum oder vom Anforderungsmanagement geforscht. Dazu gibt es viele kleine Notizen zu Personen, Institutionen oder Ereignissen. Langfristiges Wissen sind aber auch Informationen darüber, wie ich mit ffmpeg ein Video schneide. Sönke Ahrens empfiehlt dazu einen Zettelkasten.

Jede Kategorie muss auf andere Art organisiert werden, damit ich etwas wiederfinde. 

Gibt es besondere Prinzipien oder Regeln, die das Notieren und das Verwalten von Notizen vereinfachen?

Bei den vielen unterschiedlichen Arten von Notizen hatte ich in der Vergangenheit ein paar Probleme:

  • Ich habe vergessen, etwas Wichtiges aufzuschreiben. (Oder ich hatte es zwar aufgeschrieben, aber vergessen, wo ich es abgelegt habe.)
  • Notizen veralten. Ich habe den Überblick verloren, was noch aktuell war und was nicht.
  • Notizen, Aufgaben und Informationen lagen an unterschiedlichen Stellen.

Ich habe mir daher ein paar Prinzipien überlegt oder abgeschaut:

  • Es gibt nur ein Ort, in dem die Notizen sind. Früher hatte ich die Notizen an verschiedenen Stellen. Das führte zu langen Suchzeiten.
  • Flüchtige Notizen werden von permanenten Notizen getrennt. Trenne die Dynamik von der Statik.
  • Schreibe die Quellen auf, wo du etwas gefunden hast.
  • Überarbeite Notizen regelmäßig. Erstelle regelmäßig Überblicke.

Wenn ich nur ein Programm für Notizen habe, wie könnte eine Struktur aussehen?

Struktur für Notizen

Ich habe drei Orte für mein Wissen: 

  • mein Programm für die Notizen (z. B. Obsidian), 
  • eine Literaturdatenbank für alle Bücher, Artikel oder sonstigen Fundstellen (z. B. Zotero) und 
  • meine Dateiablage, wo alle Dateien und E-Mails liegen.

In meinem Notizprogramm habe ich folgende Struktur:

  • Tagebuch: eine Notiz für jeden Tag. Das Tagebuch wird regelmäßig aufgeräumt.
  • Vorgangsnotizen: eine Notiz für jeden Vorgang oder für jedes Projekt. Wenn ich die Projekte oder Vorgänge in Ordnern gruppiere, nehme ich die gleiche Logik, wie bei meiner Dateiablage.
  • Wissensnotizen: hier gibt es viele kleine Notizen. Es gibt eine sehr grobe Liste von Themen, nach denen ich meine Notizen sortiere. Diese Liste folgt einer anderen Logik als die der Dateiablage. Diese Themenliste nutze ich auch beim Verwalten meiner Literatur.

Abb. 1: Struktur für Notizen

Gibt es besondere Routinen?

Ja. Ich habe mir ein paar Dinge angewöhnt:

  • Jeden Tag wird (automatisch) eine Notiz für den Tag angelegt.
  • Jeden Morgen gehe ich die Notiz vom Vortag durch. Ich übertrage das Wissen und einige Aufgaben in die Vorgangs- oder Wissensnotizen. Die Aufgaben, die ich heute machen will, übernehme ich in die heutige Notiz.
  • Für jeden neuen Vorgang wird eine Notiz angelegt. 
  • Wenn ein Vorgang abgeschlossen ist, wird die Notiz archiviert. Entweder verschiebe ich sie in den Archivordner in meinem Notizprogramm oder ich speichere die Datei zum Vorgang in meiner Dateiablage. So soll auf jeden Fall aus der Liste der aktiven Vorgänge verschwinden.
  • Fundstellen in Büchern, Videos, Blogartikeln usw. notiere ich mir in meiner Literaturdatenbank zum entsprechenden Thema.
  • Wissensnotizen werden im entsprechenden Thema abgelegt. In jeder Wissensnotiz gibt es einen Link zum Index vom Thema.

Wer sich tiefer mit diesem Thema beschäftigen will, findet in diesen Büchern nützliches Wissen:

Sie wollen mehr über Digitalisierung lernen? Dazu gibt es eine Überblicksseite, die wichtige Artikel aus diesem Blog in eine Reihenfolge bringt. 

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.