Direkt zum Hauptbereich

Kommunikationsmuster zeigen Verbesserungspotenzial auf

Das Thema Kommunikation steht immer wieder ganz oben auf der Verbesserungsagenda von Teamleitern. Dabei geht es um die Kommunikation innerhalb des Teams und zu anderen Gruppen (z.B. andere Teams, Kunden, Lieferanten, Management). Es gibt einige Mythen zu diesem Thema. Deshalb werfe ich einen Blick auf einen Artikel von Prof. Pentland, der zeigt, welche Kommunikationsmuster erfolgreiche Teams haben (Harvard Business Review, April 2012 /1/).
Ehrlich gesagt: Ich kann das Thema Kommunikation nicht mehr hören! Für mich ist es ein "Second-Order-Problem". Mangelnde Kommunikation ist für mich nur ein Symptom für andere Fehler. Wenn Teams in gewissen Bereichen Fehler machen, nützt es deshalb überhaupt nicht, mehr miteinander zu sprechen.

Der HBR veröffentlicht in reglmäßigen Abständen Sammelbände zu verschiedenen Themen. Für das Teamwork-Blog ist "HBR's 10 Must Reads on Teams" /2/ interessant.

Im Artikel "The New Science of Building Great Teams" /1/ berichtet Alex Pentland, wie er mit seinem Team Kommunikationsmuster in verschiedenen Unternehmen untersuchte. Bisher war es sehr aufwändig, solche Muster bei Teams zu beobachten. Um dies zu vereinfachen, hat Pentlands Team ein iPhone-großes Gerät entwickelt, das sich die Testpersonen umhängen /3/. Es zeichnet u.a. auf, mit wem die Testpersonen sprechen oder wie beim Sprechen gestikuliert wird. Dabei werden eine Menge Daten gesammelt und ausgewertet.

Interessant erscheinen mir besonders die folgenden Auswertungen:
  • Wie stark wird innerhalb des eigenen Teams gesprochen? Gibt es Menschen, die mehr sagen? Sagen manche nur wenig?
  • Wie stark tauschen sich einzelne Teammitglieder mit Mitgliedern von anderen Teams aus?
  • Wie hoch ist der Anteil an persönlicher direkter Kommunikation im Vergleich zu E-Mails und Kurznachrichten?
Aus den Daten werden verschiedene Erkenntnisse per Grafik visualisiert. Zum Beispiel zeigt eine Graphik die verschiedenen Kommunikationslinien zwischen Teams (siehe Abb. 1). Je stärker eine Linie ist, desto mehr wird miteinander gesprochen.
Abb. 1: Kommunikationsmuster zwischen 3 Teams

Alex Pentlant erläutert ein Beispiel, bei dem mehrere Teams immer wieder mit einem anderen Team Schwierigkeiten bekamen. Die Auswertung der Kommunikationsmuster zeigte, warum das so war: Der "Troublemaker" war schlecht in die Kommunikation mit den anderen Teams eingebunden. Oft wurde das Team zu spät und mit zu wenig Inhalt informiert. Also hatte es gar keine Chance, die anderen Teams zu unterstützen. Oberflächlich betrachtet schien es aber, als mache dieses Team immer nur Ärger. Beim genaueren Hinschauen haben alle Beteiligten die wirkliche Ursache für den Ärger besser verstanden.

Für mich ist das besonders interessant, weil ich jetzt einen guten Ansatzpunkt habe, wenn zwischen Teams oder Teammitgliedern Konflikte entstehen. Nun starte ich zuerst mit einem Blick auf die Kommunikationsmuster: Wer redet mit wem? Wie oft? Persönlich oder nur per E-Mail? Wo ich Schwächen ausmache, kann ich gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Abläufe suchen. Aber es geht nicht primär um Kommunikation sondern um Prozessverbesserungen.

Im Artikel wird ein Beispiel für eine solche (in diesem Falle simple) Maßnahme beschrieben: Die Leistung in einem Call-Center wurde verbessert, indem die Pausenregelung so angepasst wurde, dass sich die Teammitglieder öfter treffen und austauschen konnten.

Für das Führen von Teams lerne ich daraus: Es kann wichtiger sein, Möglichkeiten zum Austausch zu schaffen (also z.B. Orte, Zeiten, Tagesordnungen) als Inhalte vorzuschreiben.

In einem kurzen Video erklärt Alex Pentland übrigens das Vorgehen: http://www.youtube.com/watch?v=kdiHhqwqMYw


Anmerkungen

Kommentare

  1. pfuh... die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen als Prozessoptimierung darzustellen ist mutig :) Aber es stimmt schon - Prozesse sind ja im Grunde nichts anderes als die Kommunikation über Beobachtungen von Kommunikation...

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Teamleitungen gesucht

Was macht Teams erfolgreich? Kann man das lernen? Ab Herbst starten unsere Kurse für aktuelle und künftige Teamleitungen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den Kurs zu testen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Nachschau zum Lean Coffee-Spezial "Agil einfach machen" (Interaktive Buchvorstellung)

Bei unserem Lean Coffee-Spezial Ende Mai waren wir von Lean Coffee Karlsruhe/Frankfurt Zeugen einer Buchvorstellung, doch nicht nur das – natürlich gab es auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an eigener Aktion, denn bei unseren Spezialterminen ist traditionell „Teilgabe“ angesagt. Das Autorenduo Christian Baron und Janick Oswald zeigte uns, was es mit „Agil einfach machen“ auf sich hat.  

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.