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Wie übernehme ich ganz konkret als Product Owner:in? (1/2)

Wenn jemand ein neues Produkt übernimmt, scheint es genug Hinweise zu geben, wie zu starten ist. Aber wie ist das, wenn ich ein bestehendes Produkt übernehme? Was ist dann zu beachten? Hier ist ein Vorschlag.

Dieser Beitrag besteht aus zwei Teilen. Für eine gute Übernahme brauchen wir ein klares Verständnis davon, was ein Product Owner ist.

Die Rolle Product Owner liefert einen Mehrwert

Ich hatte einige Gespräche, persönlich und in Lean-Coffee-Sessions. Mein Eindruck ist, dass die Rolle des Product Owners in der Industrie nicht ausreichend gewürdigt wird. Die Jobbörse Stepstone hat ein paar Gehaltsdaten veröffentlicht:

  • Product Owner: Durchschnitt 55.400 € Jahresgehalt (Stepstone)
  • Bereichsleiter: Durchschnitt 63.000 € Jahresgehalt (Stepstone)
  • Scrum Master: Durchschnitt 49.700 € Jahresgehalt (Stepstone)
  • Teamleiter: Durchschnitt 45.200 € Jahresgehalt (Stepstone)

An anderer Stelle werden Daten für Projektleiter und Chefkonstrukteure veröffentlicht:

  • Projektleiter mit 6-10 Jahren Berufserfahrung: Durchschnitt 87.600 € (academics Stellenmarkt)
  • Konstruktionsleiter und Chefkonstrukteure: 60.600 € bis 87.180 €  (Gehalt.de)

Die Gehaltsdaten hängen natürlich auch vom Standort und von der Branche ab. Interessant sind die Abstände zwischen den Rollen. Zwischen Product Owner und Scrum Master müsste ein größerer Abstand sein. Einen Scrum Master vergleiche ich mit einem Teamleiter; einen PO mit einem erfahrenen Projektleiter, Bereichsleiter oder Chefkonstrukteur.

Eine Product Ownerin plant mit ihrem Scrum Team (DALL-E generiertes Bild)

Das Unternehmen gibt der Rolle Product Owner ein starkes Mandat, um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln. Das behalten wir mal im Hinterkopf für den restlichen Artikel.

Die Rolle Product Owner ist ein Lösungsentwicklungskoordinator

Bevor wir in die Details einsteigen, stellen wir uns eine Frage: Wenn wir mal die bisherigen Job-Bezeichnungen oder Aufgabenbeschreibungen vernachlässigen, was kann eine Person in einer gegebenen Organisation tun, damit ein Produkt erfolgreich vom Markt angenommen wird? 

Bei Tony Ulwick lesen wir, dass ein Produkt als innovativ vom Markt wahrgenommen wird, wenn es entweder mind. 20% besser in der Leistung oder bei gleicher Leistung 20% günstiger ist. Daraus lassen sich folgende Fragen ableiten:

  • Was kann das Produkt der eigenen Organisation bisher bzw. was ist geplant?
  • Wer sind die direkten und indirekten Kunden des Produkts? Womit vergleichen sie das Produkt?
  • Was sind andere Lösungen, die die Kunden nutzen könnten? In welchen Punkten sind die anderen Lösungen oder das eigene Produkt besser?
  • Welche Technologien stehen zur Verfügung, um das Produkt zu verbessern? Welche bestehenden Teile lassen sich neu kombinieren?

Ein Product Owner ist mehr als ein Projektmanager. 

  • Er organisiert nicht nur, dass das Produkt auf den Markt kommt. Er muss auch ein klares Bild von einer guten Lösung im Kopf haben. (Kein guter Product Owner lässt an seinen Sportwagen Treckerreifen bauen.) 
  • Er ist erfahrener Fachexperte und kennt sich mit den Einzeltechnologien aus. Aber er entwickelt keine Lösung, sondern er bringt Menschen zusammen, die ein gemeinsames Produkt entwickeln. Er achtet darauf, dass die Zusammenarbeit an den Schnittstellen klappt, damit das Ganze funktioniert. Er kommuniziert mit den Entwickelnden auf Augenhöhe. Grundsätzlich arbeiten die Rollen Product Owner, Lösungsentwickler und Scrum Master sehr eng zusammen. Auch zwischen den einzelnen Scrum Ereignissen gibt es einen regen Austausch untereinander.
  • Er organisiert das schnelle Lernen, damit das Produkt schneller auf den Markt kommt. D. h. wir wissen, aus welchen Teilen das Produkt besteht und was die Leistung dieser Teile ist bzw. wie weit wir noch von einer guten Lösung entfernt sind. Geschwindigkeit ist wichtig für den PO.

Bei YouTube gibt es einige Videos von den Chefkonstrukteuren bei Toyota. Von dieser Rolle hat Scrum die Product-Owner-Rolle übernommen. In den Videos beschreiben die Chefkonstrukteure, was ihnen bei der Entwicklung des jeweiligen Modells wichtig war:

Wie würdet Ihr Euer Produkt beschreiben? Jetzt, wo wir das Verständnis der Rolle geklärt haben, geht es im nächsten Teil um die konkrete Übernahme eines Produkts.


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