Direkt zum Hauptbereich

Hinter Innovationen gibt es zuverlässige Netzwerke und Evolution

Innovationen werden fast mystisch betrachtet. Wir warten auf den genialen Einfall für das nächste Produkt. Und natürlich wären wir selbst gern die Person, die diesen Einfall hat. Doch allzu selten kommt es so. Zeit, unsere Vorstellung von den dahinter liegenden Prozessen zu überdenken. Dazu ein Blick in die Arbeit von Francis C. Moon.

Vor einem Jahr habe ich schon etwas über Produkteigenschaften und Innovationen geschrieben./1/ Jetzt sehen wir uns mal den Prozess genauer an.

Es gibt keine erfolgreichen, einsamen Erfinder


Während der Recherche zu meinem Vortrag über 200 Jahre Scrum auf dem Scrum-Day 2019 bin ich auf ein Buch von Francis C. Moon gestoßen./2/ Francis Moon war Professor für Maschinen- und Flugzeugbau an der Cornell University. Er hat untersucht, woher Ingenieure ihre Ideen bekommen und auf welches Umfeld sie zurückgreifen können. Zu Beginn von "Social networks in the history of innovation and invention" schreibt er:

"We ... present evidence that invention is not just a moment of epiphany in a lone genius inventor, but is a culmination of an evolutionary process resulting from a network of people and institutions."

"Wir präsentieren ... Beweise dafür, dass eine Erfindung nicht durch einen Moment der Offenbarung bei einem einsamen genialen Erfinder entsteht, sondern der Höhepunkt eines evolutionären Prozesses innerhalb eines Netzwerks von Menschen und Institutionen ist." /2, S. 1/
Moon beschreibt in mehreren Kapiteln die sozialen Netzwerke aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das waren tatsächlich Netzwerke aus Menschen, die in einem regen Austausch miteinander standen. Interessanterweise war das diesen Leuten auch bewusst. Moon zitiert Robert Thurston, der bereits 1887 schreibt: "Große Erfindungen sind nie, und große Entdeckungen sind selten das Werk eines einzigen Geistes. Jede große Erfindung ist in Wirklichkeit entweder eine Ansammlung von kleinen Erfindungen oder der letzte Schritt einer Entwicklung." /3, S. 2/

Aus Moons Ideen habe ich z. B. ein Netzwerk von Entwicklungsschritten für den Product Owner in Scrum entwickelt.
Die Entwicklung von Product-Owner-Konzepten
Diese Beschreibung schmälert nicht die Einzelleistungen der Personen. Es zeigt eher, wie wichtig es ist, ein Umfeld für Innovationen aufzubauen und den Austausch mit anderen zu fördern.

Was bedeutet das heute für Innovationen? 


Durch die Vorarbeit von Tony Ulwick verstehen, dass ein innovatives Produkt bei bestimmten Bewertungskriterien mind. 20% besser als die bisherigen Angebote sind. Die Product Owner oder Chefkonstrukteure fangen an zu recherchieren, wie sie das Produkt an den entscheidenen Stellen verbessern, z. B. Flugzeuge oder Autos leichter machen ohne Verlust an Stabilität. Sie greifen dann auf Forschungsergebnisse zurück, z. B. Wissen über Kohlenstoffstrukturen. Dazu nehmen sie Kontakt mit anderen Leuten und Institutionen auf, die sich mit solch einem Thema auskennen. Dann fangen sie an, Experimente zu machen.

Wenn Sie Innovationen brauchen, dann können Sie sich folgende Fragen stellen:
  • Welches Wissen brauchen wir, um unser Produkt signifikant besser zu machen?
  • Welche Menschen haben dieses Wissen? 
  • Wo (an welchen Institutionen) finden wir diese Menschen? Wie können wir mit ihnen in Kontakt treten.
  • Welche Ereignisse (Konferenzen, Tagungen etc.) können wir auslösen, um das Wissen zu teilen?
Statt verzweifelt, allein zu kämpfen, können wir uns mit anderen zusammentun und gemeinsam forschen. Es versteht sich von selbst, dass Geben und Nehmen in diesen Netzwerken in einem guten Verhältnis zueinander stehen müssen.

Wenn wir uns mit anderen zusammentun, verabschieden wir uns besser von dem Gedanken der Profitmaximierung. Gewinn ist eine Notwendigkeit für die weitere Entwicklung, aber nicht das Unternehmensziel. Für Innovationen muss ein höheres Ziel her. An höheren Zielen dürfte es im Moment kein Mangel geben, oder?

Anmerkungen

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.