Direkt zum Hauptbereich

Bitte nicht rechtfertigen

Sie kennen die Situation: Sie sagen jemandem etwas zu und es kommt etwas dazwischen. Ihre Lieferung verzögert sich und Sie haben ein blödes Gefühl. Sie liefern mit Verspätung ab und fangen an, sich zu rechtfertigen: "Leider konnte ich nich ..., weil ... Ich bitte vielmals um Entschuldigung." Ich finde, es ist Zeit dieses Muster zu durchbrechen. Hören Sie auf, sich zu rechtfertigen.

In der Zusammenarbeit mit meinen sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen höre ich immer wieder, dass man irgendwas nicht fertig bekommen hätte, weil .... Ich will das nicht mehr hören. Diese Rechtfertigungen führen in eine Selbstabwertungsspirale. Meine Botschaft an alle, mit denen ich zu tun habe:

Ihr seid die Besten und liefert immer gute Leistungen ab. Wenn Ihr mir etwas versprecht, was Ihr nicht rechtzeitig liefern könnt, gehe ich davon aus, dass es gute Gründe dafür gibt. Und das ist OK.

Warum brauche ich keine Rechtfertigung?

Ich weiß, dass jeder, der mir etwas zusagt, es zum Zeitpunkt der Zusage auch einhalten will. Leider ist das mit den Zusagen gar nicht so einfach:
  • Wir planen immer zu optimistisch.
  • Unser Gehirn verdichtet zeitliche Erfahrungen. Was eine Stunde dauert, kommt uns im Nachhinein viel kürzer vor. Wir planen nicht die echte Stunde, sondern gehen davon aus, dass wir es in einer halben Stunde schaffen können.
  • Wir sammeln keine statistischen Daten darüber, was wir wirklich schaffen.
  • Es kommt etwas dazwischen, was noch wichtiger ist.
  • Das Zusammenarbeitssystem klemmt. Wir können bestimmte Dinge gar nicht liefern.
  • Ich habe keine Energie mehr, um etwas zu bearbeiten.
Der letzte Punkt klingt nach Faulenzen. Ist es aber nicht. Es ist ein hohes Gut, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse wahrnehmen. Wir nehmen uns zu wenig Zeit für die Erholung. Was habe ich davon, wenn ein Kollege noch Überstunden dran hängt, um dann am nächsten krank zu sein oder wegen Übermüdung einen Unfall zu haben.

Ich habe gelernt, dass wir einfach zuviel zusagen. Das ist wohl so. Und wie viele meiner Anfragen sind wirklich wertvoll, wenn man sie im Nachhinein betrachtet.

Die Rechtfertigung hilft ja auch nicht, dass die Leistung im Nachhinein früher geliefert wird. Sie bringt also gar nichts. Sie schadet sogar.

Rechtfertigungen reduzieren den Selbstwert

Jede Rechfertigung führt zu einer inneren Abwertung: "Ich bin ein schlechter Mensch, weil ich meine Zusagen gegenüber den tollen anderen Menschen nicht einhalte. Nie kriege ich das geregelt, was ich mir vornehme."

Es mag ja irgendwelche Loser da draußen geben. Aber Ihr seid es nicht. Ich habe nur mit tollen, netten, liebenswürdigen, kompetenten und fleißigen Leuten zu tun.

Also, bitte nicht mehr rechtfertigen.

Kommentare

  1. Ich erinnere mich durch den Artikel an folgende Weisheit: " Wer sich rechtfertigt, macht sich schuldig".

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Ricardo, diese Weisheit kannte ich noch gar nicht. Danke für den Hinweis. BG, Jan

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Klartext statt Konsens - wie Meetings wieder was bewirken

Bessere Kommunikation ist Lippenstift fürs Protokoll. Kennst Du das: Das Meeting läuft, Energie ist da, der Knoten platzt - und jemand sagt: "Wir müssen besser kommunizieren!" Alle nicken. Jemand schreibt's auf. Und was passiert damit?  Nichts . Warum? Weil "besser kommunizieren" keine Handlung ist. Genauso wenig wie: "mehr Verantwortung übernehmen", "offener Feedback geben", "konstruktiver diskutieren", "proaktiver sein", "mehr miteinander reden", "transparenter werden", "Verständnis füreinander zeigen". Alles klingt gut. Aber ohne Klartext bleibt’s ein Vorschlag - nett im Protokoll, aber ohne Effekt auf den nächsten Arbeitstag. Kein konkreter Schritt, keine sichtbare Veränderung. Keiner der's macht. Es ist eine gute Absicht ohne Konsequenz. Wir haben kein Problem Verbesserungen zu identifizieren.   Die wahre Herausforderung ist selten das Finden von Verbesserungen. Es ist das Konkretisie...

Die Profi-Tools im Windows-Explorer

Haben Sie bei der Urlaubsvertretung sich manches Mal geärgert, wenn Sie Dateien gesucht haben, die ein Teammitglied abgelegt hat? Die Suche im Explorer funktioniert tadellos, aber manchmal sollte man den Suchbegriff noch ein bisschen genauer fassen können. Z.B. mit UND oder ODER oder NICHT... Das geht so einfach, dann man von alleine kaum drauf kommt:

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Was macht ein agiles Project Management Office (PMO)?

Was macht eigentlich ein Projektmanagementoffice, insbesondere wenn es auch agile Projekte in der Organisation gibt? Muss man es abschaffen, wenn alle Projekte agil umgesetzt werden? Was machen die Personen, die im PMO tätig sind? Hier ist ein Vorschlag für eine agile Ausgestaltung eines PMO.

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

Erfahrung mit Vibe-Coding - und warum das keine Teamprobleme löst

Die KI-Werkzeuge zum Erstellen von Werkzeugen für die tägliche Arbeit werden immer besser. Die selbstgestrickten Tools erleichtern die eigene Arbeit. Aber für den Einsatz im Team fehlt noch etwas.

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

Rebellieren für den Wandel: die 8 Regeln des totalen Stillstandes von Prof. Dr. Peter Kruse

In einem legendärem Vortrag skizzierte Peter Kruse 8 Regeln des totalen Stillstands. Ihm zufolge wurden die Regeln entwickelt, um Managern und Führungskräften dabei zu helfen, Bereiche mit potenziellem Widerstand gegen Veränderungen zu erkennen und Menschen auf strukturierte Weise durch den Veränderungsprozess zu führen.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?