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Lean Coffee Frankfurt/Karlsruhe, Nachschau zum Termin 33

Die agile Szene tauscht sich in verschiedenen Veranstaltungen aus und nutzt die sogenannte "Schwarmintelligenz", so auch beim Lean Coffee Frankfurt/Karlsruhe bzw. Karlsruhe/Frankfurt (Joint Venture). Wir helfen und vertrauen einander. Hier ist der Bericht des 33. Termins, mit Host Frankfurt.

Wer auch gerne einmal bei uns mit dabei sein möchte, meldet sich in einer der beiden Gruppen an:

 

Der heutige Schnapszahl-Lean Coffee (nein, niemand hatte eine rote Nase!) wird in der „Vorrunde“ vor acht mit Musik untermalt. Als erstes hören wir ein Instrumentallied von Heintje, der heute auch als VIP-Gast auf dem Scrumlr-Board angemeldet ist. So startet der Tag beschwingt. Ein anderer Teilnehmer ist dadurch inspiriert und spielt eine andere Musik ein. Zum Material wird herumgeraten, etwa „Musik von irgendeiner Serie“ und „Indie-Band“. Ein dritter Teilnehmer weiß Bescheid, bestätigt die erste Variante und sagt knapp: „Die Zwei“, vom Einspieler sogleich bestätigt.

Wieder anderer Teilnehmer: „Da hab ich mich aus dem Kokon geschält…in den 70ern…“ Der Teilnehmer, der die Musik abgespielt hat, ein etwas älteres Semester, lächelt dazu und kommentiert die Serie: „Ich durfte die abends schon mit meiner Omma gucken.“

Hier kommen die diskutierten Themen.

Können mehrere Developer (oder auch popelig deutsch: Entwickler 😉) an einer Story arbeiten?

Der Themengeber, der nebenbei noch gefrühstückt hatte (es sei ihm zu so früher Stunde gegönnt) stellt die Hintergründe seines Themas vor, verschluckt sich dabei und hustet fürchterlich.

Eine andere Teilnehmerin in die erzwungene Sprechpause: „Stell‘n wer mal die hoffentlich Preisfrage, dann kriegt der X [ein dritter Teilnehmer, der das Gesicht verzogen hatte, die Red.] hoffentlich eine bessere Laune…“

Was die Preisfrage ist, hat der Schreiberling leider nicht mitgekriegt. Erwähnt wird im Gespräch der „Sloanreview“ (eine Management-Seite des MIT): Je unsicherer z. B. eine Situation, desto mehr Feedback wird benötigt, je tefer im Zeitdruck, desto höhere Autonomie wird gebraucht.

Jemand ruft allen wieder ins Gedächtnis, dass Teammitglieder einander unterstützen und – laut Lehre – lieber erst gemeinsam eine Story fertigstellen sollen (setzt natürlich die leider nicht immer anzutreffende Cross-Funktionalität des Teams voraus), bevor einzelne Mitglieder an Storys herumdoktern und andere sich lieber schon eine neue ziehen, dann aber womöglich keine der beiden Storys zum Sprintende fertiggestellt wird. (Das beschriebene Vorgehen riecht allerdings auch nach dünner Personaldecke sowie vorgekautem Sprintumfang und/oder nicht beseitigten oder beseitigbaren Abhängigkeiten – die Red.)

Sind „agil“ und „klassisch“ wirklich zwei verfeindete Parteien?

Die Frage steht im virtuellen Raum, warum sich diese Diskussion so häufig wie in einer Kampfsportarena aufschwingt. Die beiden Bereiche, stellt jemand fest, sind gar nicht so weit voneinander entfernt. Man sollte in jedem Fall auf Qualität insistieren, so lautet die dringliche Empfehlung. Auch in klassischen Projekten, wendet jemand ein, wird das Hirn nicht am Büroeingang abgegeben. Auch im klassischen Bereich sei man schon mehr agil als die Welt gemeinhin denkt.

Ein Teilnehmer erwähnt die Wertanalyse (dazu gab es auch einen Spezialtermin in unserem Lean Coffee), und „owohl‘s schon steinalt ist“, so der Diskutant, habe deren Erfinder gemerkt, dass es das richtige sei, was die Systematik betrifft, beispielsweise: immer Rückkopplungen beachten, nicht stur sein Programm durchziehen, permanent die Subteams beauftragen (selbständige Abwicklung der Arbeit) und dazu bringen, methodisch zu arbeiten, gemeinsames Verständnis erarbeiten sowie eine gemeinsame Motivation erzeugen, Kreativitätstechniken anwenden, „das ist selbstverständlich.“

Eine Teilnehmerin mit Erfahrung aus beiden Welten wirft in den Ring, dass der Hauptunterschied die starre Command & Control-Struktur im klassischen Umfeld sei, wohingegen im agilen Umfeld sinnvollerweise selbstorganisiert gearbeitet und aus Fehlern direkt für die eigene Arbeit gelernt werden soll.

 

Tipps für einen guten Produktschnitt

Die Moderation rührte hier in der Diskussion mit, aber das ging ins Auge. Wurden allgemeingültige Praxistipps erhofft (versuchen kann man’s ja mal), bekannte die Runde, dass es kaum Möglichkeiten gebe, im beschriebenen Setting (SAFe lässt mal wieder grüßen, Initiative bereits gestartet, bevor elementare Fragen geklärt waren) alleine weiterzukommen. Ein Tipp lautete, alle Product Owner einzuschließen und Abhängigkeiten aufmalen zu lassen, mehr wusste die Runde nicht zu raten – und hatte sehr wahrscheinlich recht damit.

 

Ein Fehler einer Story… ist das wichtig oder kann das weg?

Der Titel ist schon mal sehr gelungen (Meinung des Schreiberlings). Das Setting: Eine Story war im Sprint auf „done“ gesetzt. Nach Auftauchen des Fehlers lautet die Frage des Themenstellers, wie damit umgegangen werden soll, ob nicht ein Bug auch mit Punkten belegt werden müsste. Dis wird von der Mehrheit der sich beteiligenden Runde direkt verneint. „Eine Story hat einen Wert, ein Bug hat keinen Wert“, stattdessen handelt es sich um einen Fehler, das Allernächste, das repariert (neudeutsch „gefixt“) wird. Es wird weiterhin darauf hingewiesen, dass das Ansammeln von Fehlern das Produkt sogar regelrecht kaputt mache. Die Runde macht das Zugeständnis, dass abseits aller Methodik im genannten Setting wie auch ähnlichen Diskussionen aufkommen könnten, wie die geleistete Arbeit z. b. abgerechnet wird und auf welche Weise die Story noch einmal neu eingeplant werden muss.

Eine Teilnehmerin schmunzelt sinnierend, das sei der interessante Bereich von „after done“, auch ein Kundenfeedback komme frühestens im Review, danach gebe es nochmals die Möglichkeit von Nachbesserung. Sie betont, dass es sich aber nur um erhöhten Aufwand, nicht aber um erhöhten Wert handele, und bezeichnet den zusätzlichen Aufwand schlicht (und zutreffend) als „Lehrgeld“.

Für die Art und Weise der Nachbehandlung des Fehlers werden verschiedene Szenarien aufgezeigt: Fehler wird sofort gefixt (als sog. „Hotfix“) oder aber, je nach Dringlichkeit, erst im kommenden Sprint. Für die Einschätzung der Dringlichkeit wiederum steht eine Fehlerkategorisierung zur Verfügung. Von fehlendem Ö-Strich in einem Text bis produktionsstoppendem GAU ist alles drin.

Damit sind wir am Ende der diskutierten Themen.

 

Literaturhinweise aus der Veranstaltung

https://www.zukunftfueralle.jetzt/buch-zum-kongress/

https://www.scrum-day.de/home.html

Hier wollen wir keine Werbung für einen Anbieter machen, wohl aber für das Produkt „Obsbot tiny webcam“, das schon in einer der vorausgegangenen Veranstaltungen zum stillen Star avancierte

http://scrumbook.org/product-organization-pattern-language/development-team/swarming--one-piece-continuous-flow.html

Auf dem folgenden Bildschirmabdruck werden wieder die insgesamt eingereichten Themen gezeigt:

 

Wir sind gespannt, ob sich beim kommenden Lean Coffee, dann wieder mit Moderation aus Karlsruhe, morgens um 8h auch jemand neues in unser gemütliches Lean Coffee-Wohnzimmer verirrt. Um die Wahrscheinlichkeit dafür zu erhöhen, dürfen z. B. über eigene Kontakte gerne Besucher-Tandems und -Trios gebildet werden. Teilen der Veranstaltung erlaubt - wir teilen dann gern unser Wissen mit Euch!
 

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