Direkt zum Hauptbereich

Sollen Online-Termine günstiger angeboten werden?

Die meisten Berater*innen oder Trainer*innen bleiben sicherlich gerade zu Hause. Viele Unternehmen haben wahrscheinlich gerade andere Sorgen, als ihre Mitarbeiter*innen auf Schulungen zu schicken. Aber was ist mit denen, die die Zeit jetzt für Schulung und Beratung nutzen wollen? Welche Preise sind angemessen?

Ich weiß nicht, wie viele es sind. Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen alle verschiebbaren Kosten und Termine auch nach hinten schieben. Die Trainingszentren unserer Partner sind geschlossen. In den Firmen werden große Menschengruppen vermieden. Das Vor-Ort-Geschäft von Beratern und Trainern ist damit weggebrochen. (Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen geht es uns sicherlich besser.)
Foto: Luke Peters bei Unsplash

Virtuelle Termine funktionieren

In den letzten Wochen haben alle Berater dazu gelernt, um ihre Termine virtuell abzuhalten:
  • Was sind gute Videokonferenztools? Wie bedient man sie? Welche Einstellungen sind für eine sichere Benutzung wichtig? Welche Technik braucht man?
  • Wie gestaltet man ein Training, sodass es virtuell genauso anregend ist wie ein Vor-Ort-Termin?
  • Wie gestaltet man virtuelle Gruppenarbeit? Welche Tools gibt es für Gruppenarbeit? Welche sind leicht zu bedienen?
  • Wie gestaltet man die Termine zeitlich? Wie viele Pausen braucht man?
Fazit: Virtuelle Termine funktionieren. Abgesehen von der Tool-Frage gelten hier die gleichen Regeln: Abwechslungsreiche Inhalte, Mischung aus Vortrag, Einzel- und Gruppenarbeit, regelmäßig Pausen.

Wir lernen durch Feedback

Die Termine sollten so gestaltet sein, dass die Lernenden Feedback bekommen. Wir lernen durch Feedback. Deswegen funktionieren aufgezeichnete Kurse nicht. Die Lernenden bekommen dort kein Feedback.

Wie funktioniert der Lernprozess? Die Trainer stellen Fragen oder konstruieren eine Situation. Die Lernenden entwickeln eine Vorstellung im Kopf und reagieren auf die Frage oder Situation. Dann bekommen sie Feedback, durch das die Gestalten im Kopf verstärkt oder korrigiert werden. /1/

Berater*innen und Trainer*innen schaffen Lernsituationen und geben Feedback. Dafür bezahlen die Kunden.

Was ist ein angemessener Preis?

Es gibt mehrere Fälle:
  1. Die Preise bleiben gleich.
  2. Die Preise werden erhöht.
  3. Die Preise werden gesenkt.
  4. Die Leistung wird kostenlos angeboten.
  5. Die Leistung wird gar nicht mehr angeboten.
Sehen wir uns die Argumente an.

Aus Kundensicht

Die Preise werden erhöht:
  • Für bestimmte Bereiche brauche jetzt Training und Beratung. Bevor die guten Leute woanders hingehen, zahle ich lieber einen höheren Preis.
Die Preise werden gesenkt:
  • Die Nachfrage nach Trainings und Beratung ist aktuell stark zurückgegangen. Es gibt mehr Anbieter. Das muss sich auch auf die Preise auswirken.
  • Für offene Trainings fallen Raummiete und Cateringkosten weg. Die kann man vom Preis abziehen.
  • Für Berater fallen Reisezeiten weg, die im Tagessatz eingepreist sind.
Die Leistung wird kostenlos angeboten:
  • In dieser Zeit haben die Unternehmen kein Geld. Die Berater müssen mithelfen. Bietet einen Teil Eurer Leistung kostenlos an. Wir buchen Euch später.
  • Virtuelle Trainings sind nun Teil von hochwertiger Akquise.
Die Leistung wird gar nicht mehr angeboten:
  • Virtuelle Trainings sind kein wirklicher Ersatz für die Beratung vor Ort. Wir lassen das.
  • Die aktuellen Angebote, selbst im virtuellen Raum, helfen uns einfach nicht. Wir brauchen andere Unterstützung.

Ergänzende Argumente aus Anbietersicht

Die Preise bleiben gleich:
  • Die Trainings- und Beratungsleistung ist die gleiche. An der Erfahrung, an der Reputation und an dem Netzwerk der Berater hat sich nichts geändert.
Die Preise werden erhöht:
  • Für bestimmte Trainings ist der Bedarf gestiegen. In diesem Bereich gibt es mehr Kunden, die nicht alle gleichzeitig bedient werden können.
  • Gute virtuelle Termine haben ihre Qualität. Das bedeutet mehr Vorbereitung (z. B. für das Aufzeichnen von Videos). Technische Ausrüstung muss angeschafft werden. Diese Punkte müssen eingepreist werden.
Die Preise werden gesenkt:
  • Die Nachfrage sinkt. Ich unterbiete die Konkurrenz, damit ich überhaupt noch Aufträge bekomme.
Die Leistung wird kostenlos angeboten:
    • Ich habe weniger zu tun und lebe von den Rücklagen. Durch kostenlose Angebote komme ich mit Kunden in Kontakt und kann meine Annahmen überprüfen.
    Die Leistung wird gar nicht mehr angeboten:
    • Ich muss etwas anderes machen. Meine Produkte funktionieren nicht im virtuellen Raum.
    Der Preis richtet sich zum einen am Markt aus. Die wichtigere Frage ist aber: Was bekommt der Kunde für den Preis? Was ist ihm die Leistung wert? Wenn er 1.000 EUR investiert: was muss geschehen, damit er 2.000-3.000 EUR zurückbekommt? Was muss sich im Unternehmen dazu ändern? Wie können Training und Beratung diese Änderungen auslösen/unterstützen?

    Diese Fragen werden Berater, Trainer und Kunden in den nächsten Wochen gleichermaßen zum Nachdenken anregen.

    Anmerkungen:

    • /1/ siehe Ericsson, Anders ; Pool, Robert: Peak : Secrets from the New Science of Expertise. Orlando: Houghton Mifflin Harcourt, 2016. 

    Kommentare

    Beliebte Posts aus diesem Blog

    Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

      Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

    Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

    Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

    Den passenden Job finden

    Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

    Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

    Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

    Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

    Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

    Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

    Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

    Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

    Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

    Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

    Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.