Direkt zum Hauptbereich

Leitlinien für Teams - Regeln für gute Zusammenarbeit

Haben Sie in Ihrem Team schon einmal darüber gesprochen, wie Sie genau zusammenarbeiten wollen? Oder hat sich das einfach so ergeben? Oder hatten Sie mal einen "großen Knall" und mussten sich mit dem Thema gezwungenermaßen auseinandersetzen? Für mein im Herbst erscheinendes Buch "Digital anders arbeiten" /1/ habe ich als Muster Leitlinien für (virtuelle) Teams zusammengestellt. Lesen Sie hier einen Auszug.
Ein allgemeines, für alle denkbaren Teams und Konstellationen geltendes Regelwerk kann es leider nicht geben. Zu sehr kommt es auf unterschiedliche Punkte an, beispielsweise darauf, ob das Team so arbeitet wie eine Abteilung, also die Teamleitung auch disziplinarisch verantwortlich ist, oder ob die Mitgliedschaft in einem Team nur eine von vielen ist, es also eher eine Matrix- als Linienorganisation ist. Arbeitet das Team im selben Haus oder gar im selben (Großraum-)Büro. Oder arbeitet es virtuell zusammen? Wie ist es in der Gesamtorganisation eingebettet? All das führt dazu, dass es nicht "das eine" für alle geben kann. Trotzdem und genau deswegen hier die Fragen:

Wie könnten solche Team-Leitlinien aussehen? Was ist für jedes Teammitglied wichtig, was ist der Beitrag, damit die Zusammenarbeit auch in digitalen Zeiten reibungsarm läuft?
Klar kommunizierte Regeln, die einfach sind, aber die auch wirklich eingehalten werden - das ist ein gutes Fundament.

Hier ist ein Muster eines Team, das im Bereich Events/Messeauftritte arbeitet. Sie nutzen Office 365.

Muster-Leitlinien eines Messe-Teams


 1. Das Ziel unseres Teams ist, die Messeauftritte des Unternehmens zu koordinieren.

 2. Dass wir unsere Arbeit gut tun sehen wir daran, dass sich die Zahl der Gesprächs-Kontakte am Stand um mindestens X% verglichen mit dem Vorjahr erhöhen. 

 3. Wir treffen uns jeden Montag 10:30 - 11:30 Uhr zum Teammeeting, jeden Morgen (außer montags) treffen wir uns um 9:00 Uhr für 15 min stehend in der Lounge. Wer nicht physisch im Haus ist, klinkt sich per Videochat ein.

 4. Protokolle erstellen wir in OneNote, Aufgaben werden über das Messe-Postfach in Outlook angelegt und überwacht. Sandra koordiniert die Überwachung, Petra vertritt sie.

 5. Alle Dokumentation legen wir in der Dateiablage in Teams ab. Die Hauptaufsicht über die Dokumente hat Marie, vertreten von Peter.

 6. Fehler passieren. Wir lernen daraus. Ein Fehler wird so schnell wie möglich benannt. Wir suchen gemeinsam eine Lösung und vermeiden ähnliche Fehler in Zukunft.

 7. Wir geben einander häufig, direkt und ehrlich Feedback. Mit einem persönlichen Wort, einem "Daumen hoch" oder einem Praise-Badge im Teams-Chat.

 8. Jeder prüft selbst, ob die Aufgabenlast zu bewältigen ist und die eigenen Aufgaben fristgerecht laufen. Bei auch nur geringen Bedenken ist das in den Meetings klar zu artikulieren. Wir finden eine Lösung nur, wenn wir das Problem kennen.

 9. Mit eventueller Krankheit gehen wir offen und ehrlich um. Wer krank ist bleibt zuhause. Wenn er oder sie gerne Remote arbeiten möchte und das kann, gut. Wenn nicht auch. 

 10. Jeder pflegt seinen Abschnitt im Vertretungshandbuch des Teams. Welche Routineaufgaben sind wie und wann zu erledigen? Welche Notfälle müssen wie behandelt werden?


Natürlich wir das auf Ihr Team so nicht passen. Daher ist hier das "Gerüst" zum Selber-füllen:

Allgemeine Richtschnur - Ein Selbstbausatz


 1. Klare Aufgabenbeschreibung
 2. Klar definiertes Ziel - Ergebnisvorgabe
 3. Feste Kommunikationszeiten
 4. Vorgaben für Protokolle und Aufgabenüberwachung
 5. Vorgaben für den Dokumentenfluss und die Dokumentenablage
 6. Fehlertoleranz
 7. Feedbackkultur
 8. Ehrlichkeit und Transparenz
 9. Regeln für den Krankheitsfall
 10. Regeln für die Vertretung


Sicher sind die ersten beiden Punkte die komplexesten. Punkt 8 ist der am schwersten im Alltag umzusetzende. Doch es geht nicht wirklich ein Weg daran vorbei, über diese Dinge klar zu sprechen. Das geht am besten im Rahmen eines Klausurtages, der optimalerweise nicht im Firmengebäude stattfindet und von einer Person moderiert wird, die nicht Teammitglied ist. Wenn das nicht geht, versuchen Sie es trotzdem: ist es auch möglich, dass die einzelnen Punkte von Teammitgliedern erarbeitet werden und man führt sie im Rahmen einer Teambesprechung zusammen.
Auch wenn das Ergebnis nicht perfekt ist - das wird es im ersten Anlauf nicht sein - eine unperfekte Richtschnur ist auf alle Fälle sehr viel besser, als keine!

In der Praxis erlebe ich, dass der Weg dahin das Team immer stärkt. Viel Erfolg dabei!




Anmerkungen

/1/ Sigrid Hess, Digital anders arbeiten, Redline Wirtschaft, 2019

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.