Direkt zum Hauptbereich

Veränderungen: Neues wagen! Aber wie? (Teil 2)

Was tun, um in Zeiten ungewisser Veränderungen erfolgreich zu sein? Der zweite Teil zum Thema Veränderung.


Zeichnung vom Autor


In meinem ersten Post zum Thema Veränderungen habe ich herausgestellt, dass es in Zeiten unsicheren Wandels Ihre eigene Handlungsfähigkeit und Flexibilität erhöht, wenn Sie Veränderungen als Teil des alltäglichen Lebens möglichst radikal akzeptieren. Denn so reduzieren Sie Stress und verhindern Tunnelblick und Kurzschlusshandlungen. Außerdem wurde deutlich, dass das Wissen über die Struktur von Veränderung den Prozess erst steuerbar macht.

Wie können Sie nun möglichst in jedem Moment auch noch wissen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind und die richtigen Entscheidugnen treffen? Die Antwort: Indem Sie sich Orientierungspunkte erarbeiten, an denen Sie sich möglichst jederzeit ausrichten. Und indem Sie darauf vertrauen, dass Sie alle auftauchenden Schwierigkeiten meistern werden. Beides ist nicht unbedingt so leicht, wie es sich hier hinschreibt. Aber natürlich ist es möglich. Um eines werden Sie nicht umhin kommen: Sich selbst möglichst gut kennenzulernen, indem Sie sich selbst befragen. Beantworten Sie sich möglichst ehrlich diese Fragen:/1/

 


1. Wer sind Sie?


Was macht Sie als Mensch, Mitarbeiter, Chef, Team, Unternehmen etc. aus? Wo kommen sie her, was ist Ihre Geschichte, Ihre Prägung? Welchen Charakter haben Sie, welche Persönlichkeit? Was sind Ihre Interessen, Vorlieben, Talente? Tragen Sie vor allem Ihre Bedürfnisse und Werte zusammen! Das sind Ihre Motivatoren. Also: Was brauchen Sie, um zufrieden zu sein? Worüber freuen oder ärgern Sie sich besonders? Was ist Ihnen so wichtig, dass Sie es möglichst immer verwirklicht haben wollen? Und schließlich: Welche Rollen ergeben sich daraus für Sie? Welche Rollen möchten Sie spielen? Wie?

2. Was können Sie?  


Führen Sie sich alle Ihre Kompetenzen, Ihr gesamtes Know-How vor Augen! Auch in Bereichen, die mit der anstehenden Veränderung auf den ersten Blick nichts zu tun haben. Im ungewissen Wandel kann alles wichtig werden. Ein ehrlicher Umgang mit Ihren Stärken und auch Schwächen ist souverän und schützt Sie davor, sich zu verschätzen und zu überfordern. Also: Welche Ausbildung, welche fachlichen Qualifikationen weisen Sie vor? Welche Fähig- und Fertigkeiten haben Sie, welche Hard- und Soft-Skills oder sonstigen Kompetenzen? Mit welcher Erfahrung warten Sie auf? Was haben Sie in der Vergangenheit schon gemeistert? Wie? Wo sind Sie stark? Was können Sie weniger gut oder gar nicht? Was müssen Sie vielleicht noch lernen, bevor Sie sich ans Werk machen?


3. Was wollen Sie? 


Das Leben besteht aus allen unseren Entscheidungen. Ohne Ausnahme bringt uns jede (!) alltägliche Entscheidung näher an das heran, was wir erreichen möchten. Oder weiter davon weg. Wenn Sie gerade in ungewissen Zeiten sicher sein möchten, sich in Ihrem Sinne richtig zu verhalten, orientieren Sie sich daran, wie die Welt für Sie ganz grundsätzlich und im Idealfall sein soll. Wie ist Ihre Utopie, was soll ganz grundsätzlich und idealerweise sein? Wer und wie möchten Sie sein? Und dann tun Sie im aktuellen Moment das, was Sie diesem Ziel näher bringt! Springen Sie also gedanklich in die Zukunft und malen Sie sich Ihr Ideal in den schönsten Farben aus! Wer, was, wie und wo werden Sie schlussendlich sein? Formulieren Sie das, was Sie sich wirklich wünschen! Und dann fragen Sie sich: Wie bin ich dorthin gekommen? Die Antwort vor allem auf diese letzte Frage ist der Verhaltenskodex, der für Sie in jeder Situation Geltung hat - und das vor allem in Veränderungszeiten, also: Jetzt!

Tolstoj soll gesagt haben, dass das Glück nicht darin besteht, dass man tun kann, was man will, sondern darin, dass man immer will, was man tut. Das gilt besonders im Change: Bringen Sie sich ein, beeinflussen Sie Veränderungen möglichst immer in Ihrem Sinne! Wenn Ihnen das gelingt, nutzen Sie Ihre Handlungsspielräume maximal und auch maximal souverän.




Edgars eigener Blog: www.trellisterium.de
Edgars Podcast: trellisterium.podbean.com 

Edgar Rodehack ist Teamwork-Enthusiast mit einem Faible für agile Formen der Zusammenarbeit. Da trifft es sich natürlich gut, dass er das beruflich macht. Er ist Organisationsberater, Business und Agile Coach, Teamentwickler und Moderator. Außerdem ist er ein Mensch mit Frau und drei Kindern, der viel Spaß am Musikmachen, Schreiben und Lesen hat. Mehr über ihn: www.rodehack.de 

Anmerkungen & Links

  • /1/ Achtung: Das ist erstens schwierig, weil wir in aller Regel nicht gewohnt sind, uns solche Fragen stellen oder gar beantworten zu dürfen. Denn trotz Selbstoptimieruns und -verwirklichungstrend, wird hierzulande doch eher honoriert, Ziele anzustreben und nach Maßstäben zu funktionieren, die eben nicht die eigenen sind (Schule, Ausbildung und Beruf). Deshalb Achtung Nr. 2: Es ist oft unangenehm die Beantwortung dieser Fragen anzugehen, weil uns im Zuge dieser Arbeit bisweilen klar wird, dass wir oft eben an unseren eigenen Bedürfnissen, Wünschen, Zielen oder vielleicht sogar Talenten vorbeigelebt haben. All das kann auch für ganze Organisationen gelten.
  • /2/ Rodehack, Edgar: Veränderungen: Neues wagen! Aber wie? (Teil 1), Blogpost vom 28.12.2015
  • /3/ Rodehack, Edgar: Erfolgsgeheimnisse - Postserie auf Teamworkblog.de



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Teamleitungen gesucht

Was macht Teams erfolgreich? Kann man das lernen? Ab Herbst starten unsere Kurse für aktuelle und künftige Teamleitungen. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den Kurs zu testen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

Nachschau zum Lean Coffee-Spezial "Agil einfach machen" (Interaktive Buchvorstellung)

Bei unserem Lean Coffee-Spezial Ende Mai waren wir von Lean Coffee Karlsruhe/Frankfurt Zeugen einer Buchvorstellung, doch nicht nur das – natürlich gab es auch einen nicht unbeträchtlichen Anteil an eigener Aktion, denn bei unseren Spezialterminen ist traditionell „Teilgabe“ angesagt. Das Autorenduo Christian Baron und Janick Oswald zeigte uns, was es mit „Agil einfach machen“ auf sich hat.  

Wenn es mal gerade etwas schwierig bei Kund:innen wird… Zwei Fragen, die uns helfen, unsere Strategie mit unseren Kund:innen abzusprechen.

Seit 2024 organisieren Bob Galen und ich eine Masterclass für agile Coaches. Wir möchten die Ausbildung von agilen Coaches verbessern und ihnen Techniken mitgeben, mit denen sie bei ihren Kund:innen etwas einfacher haben. Bisher haben wir in vier Durchgängen mit jeweils 14 Modulen ungefähr 70 Extraordinarily Badass Agile Coaches ausgebildet (/1/). In diesem Blogpost möchte ich ein paar Erfahrungen und simple Techniken aus der Masterclass teilen, wie wir unsere Strategie besser abstimmen können. Sie beschränken sich nicht auf agiles Coaching – das ist nur das Setting.

Schätzungen sind schätzungsweise überschätzte Schätze

"Wer viel misst, misst viel Mist." Zumindest ist diese Gefahr gegeben. Entweder misst man z. B. Mist, weil man zu früh zu KPIs zur Messung von Ergebnissen greift, oder aber man greift zu den falschen KPIs, die gar nicht das messen, was man wissen möchte. Einst war agiles Arbeiten der alternative Ansatz, aber inzwischen gibt es auch für einige Details dessen, was in Konzernen als "agil" praktiziert wird, einleuchtende alternative Ideen, die bis heute noch nicht so richtig auf die große Bühne vorgedrungen zu sein scheinen. 

Kleine Organisationsveränderungen, die direktes Feedback erzeugen

Große Veränderungen sind in einer Organisation schwer zu messen. Oft liegt zwischen Ursache und Wirkung ein langer Zeitraum, sodass die Umsetzer:innen nicht wissen, was genau gewirkt hat. Hier ist eine Liste mit kleinen Maßnahmen, die schnell etwas zurückmelden.

Wie Agilität den Kundennutzen steigert - Einige Argumente für Berater:innen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit fragen sich viele, ob agile Beratung noch eine Zukunft hat. Die Antwort liegt in der konsequenten Orientierung am Kundennutzen. Qualität setzt sich durch, wenn sie messbare Verbesserungen bei Umsatz, Kosten und Leistungsfähigkeit bewirkt, anstatt sich in Methoden und zirkulären Fragen zu verlieren. Dieser Artikel zeigt, wie agile Beratung nachhaltige Veränderungen in Unternehmen schafft und warum gerade jetzt gute Berater:innen gebraucht werden, um Organisationen widerstandsfähiger zu machen.