Gerade komme ich aus meinem ersten Coaching-Seminar nach Hause. Dabei habe ich eine sehr gute Methode kennengelernt, mit der in einer Gruppe eine Lösung für das Anliegen einer Person gefunden werden kann. Ich habe es als bereichernd und wirkungsvoll erlebt.
Das Setting:
Eine Gruppe von 5 – 12 Menschen ist beisammen. Es geht um
die Lösung eines Problems, das eine der Personen betrifft. Die anderen Personen
sind persönlich nicht betroffen. Man sitzt im Kreis mit oder ohne Tisch.
Zunächst wird eine Gesprächsleitung bestimmt, die die Rahmenvorgaben im Auge
behält.
Das Thema:
Die betroffene Person schildert in ca. 5 min. ihr Anliegen.
Gerne inklusive der damit verbundenen Emotionen. In unserem Fall ging es um das
Führen eines Projektteams zur Zielvereinbarung, die von höherer Stelle
vorgegeben war und sehr „sportlich“ in den Ansprüchen.
Die Klärungsfragen:
Die Zuhörer haben nun ca. 5 - 10 Minuten Zeit, sachliche
Klärungsfragen an den Themengeber zu stellen. Es geht lediglich um das genaue
Verständnis des Anliegens. Die Zuhörer sprechen nicht miteinander, es findet
keine Diskussion statt, und keinesfalls werden schon Lösungsvorschläge gemacht.
Es ist nur ein Frage-Antwort-Pingpong zwischen Themengeber und Zuhörern. Es geht darum, das
Anliegen wirklich zu begreifen.
Die Sharing-Runde:
Hierfür sind 20 – 30 min. Zeit, der Themengeber ist ganz
„aus dem Spiel“. Gerne kann er sich auch physisch aus dem Kreis zurückziehen
und in einem zurückgesetzten Stuhl Platz nehmen (Sehr bequem, mit Getränk –
auch Liegestuhl und Sonnenbrille ist denkbar …).
Die Teilnehmenden ergreifen nun reihum das Wort. Jede und
Jeder erzählt, was das Thema bei ihr oder ihm ausgelöst hat, wo Ähnliches oder
Gegenteiliges geschehen ist und auch welche Emotionen das Berichtete auslöst.
Wichtig sind dabei die Wertungsfreiheit und der Bezug zur eigenen Person.
(Falsch: „Dieser Mitarbeiter ist aber auch wirklich nicht tragbar!“ Besser: „In
meinem Projekt hatte ich einen Mitarbeiter, der ganz ähnlich drauf war. Ich
musste mich oft sehr beherrschen höflich zu bleiben.“). Dabei wird der
Themengeber nicht direkt angesprochen, und es findet unter keinen Umständen eine
Diskussion oder eine Lösungsfindung zum heute gehörten Fall statt. Die Leitung
achtet sorgfältig darauf. Erstaunlicherweise hatten in meinem Erleben gerade
Menschen, die mit dem Satz begannen „So kenne ich das gar nicht, aber …“ sehr
wertvolle Beiträge zu leisten.
Bericht des Themengebers:
Nach dieser Runde kommt der Themengeber wieder in den Kreis
und reflektiert ca. 5 – 10 min. lang das Gehörte. Dabei muss keineswegs jeder
Beitrag kommentiert werden! Es geht nur darum, was wurde gehört, was kann man
daraus mitnehmen. Jetzt kann der Themengeber aus dem Gehörten Lösungswege
finden. Er kann das berichten, muss aber nicht. Alle anderen hören zu! Der Themengeber
wird nicht unterbrochen.
Mein Nutzen:
Sowohl das „Sharen“ wie auch die Verbindungen, die sich
daraus für den Themengeber entwickelt haben, waren für alle Teilnehmenden hoch
interessant. Ich selbst werde diese Methode in längere Seminare einbauen, wenn
ein Gruppenmitglied ein Anliegen hat, bei dem ich gerne das Wissen der Gruppe
nutzen möchte, ohne dass eine Person die Rolle des „Lehrenden“ einnimmt.
Ihr Nutzen:
Wie eingangs gesagt, das ist nichts für Teamkollegen zu
einem Thema, das alle betrifft. Aber vielleicht gibt es ein Thema eines
Teammitglieds mit einem Lieferanten? Oder zu anderen Bereichen außerhalb des Teams?
Dann könnte der Teamleiter mit dieser Methode die Erfahrungen und das Wissen
der Kollegen nutzen, ohne direkte Handlungsanweisungen zu geben.
finde ich absolut genial! werde ich sicher ausprobieren!
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