Direkt zum Hauptbereich

Zuviel + 1 // Was tun, wenn die To-Do-Liste überquillt

Erinnern Sie sich an diese schwarz-ledernen Timer, meist im DIN A5 Format mit den Kalendarien, Adresslisten und To-do-Listen? Damals war die Lehrmeinung, dass alle am Abend übrigen Punkte der To-Do-Liste auf den nächsten Tag übertragen werden, um so den kommenden Tag zu planen. Ich kenne niemanden der das (noch) tut. Denn bis die Tinte trocken ist, haben sich Aufgaben und Prioritäten schon wieder verändert.

Das Ziel, das mit den Werkzeugen der 80er erreicht werden sollte, liegt längst hinter uns. Die Arbeitstage sind vollgepackt mit Terminen und Dringlichkeiten. Zu viele Termine, und dann noch einen dazu, den man „eben mal dazwischen schiebt“.

Bill Jensen schreibt in seinem Buch „Radikal vereinfachen“ /1/: „Einmal begonnen, folgt auch die Arbeit dem Weg des geringsten Widerstandes“. Das heißt, wer nicht sorgfältig aufpasst, auf dessen Tisch landen zähe, unliebsame, unklare oder undankbare Aufgaben. Man will ja nicht unkollegial sein.

Es gibt genau 3 Möglichkeiten, auf eine Aufgabenanfrage zu reagieren: „Ja“, „Nein“ oder Verhandeln.

Sagen Sie „Ja“, wenn Ihre To-Do-Liste schon am Bersten ist, heißt das in der Konsequenz, dass Sie entweder Überstunden machen werden, andere Dinge nicht bearbeiten oder schneller bzw. oberflächlicher arbeiten. Praktisch jede dieser Möglichkeiten kann zum Bumerang werden.

Verhandeln – wagen Sie es! Ein „sofort“ kann sich auf Nachfrage ohne weiteres als ein „ja, Donnerstag ist o.k.“ entpuppen.

Ist eine Aufgabe unklar, machen Sie eine grobe Skizze und sprechen Sie diese kurz mit dem Auftraggeber durch. Dieser kann den Auftrag oft klarer formulieren, wenn ein erstes Teilergebnis sichtbar ist.

Wie sagt man „Nein“?

Mein Lieblingssatz, um Kollegen, die viel lieber Arbeit weitergeben als abnehmen auszubremsen: „Sei so gut und kläre eben mit der Teamleitung, dass meine Teilaufgabe, an der ich gerade arbeite warten kann, während ich dich unterstütze. Wenn grünes Licht kommt, helfe ich dir sofort!“

Vielleicht ist so eine Umschreibung auch nicht nötig; „Nein“ ist ein ganzer Satz.

/1/ Jensen, Bill: Radikal vereinfachen. 1. Aufl.. Frankfurt, New York: Campus-Verl., 2004.

Kommentare

  1. Ich habe heute ein webinar von Eugen Simon zum Thema "Das ZP-Prinzip" besucht. Er ist Gründer des Projektes Gedankendoping und hielt einen Online-Vortrag über sein ZP-Prinzip (Z= Zeit, P=Produktivität).
    Ein Punkt in diesem Vortrag ergänzt Ihren Artikel – Frau Hess – um einen – wie ich meine – praktikablen Tipp. Nicht nur das ‚Nein‘-Sagen sondern auch das dann tatsächliche ‚Nein-Umsetzen' ist wichtig. Herr Simon nennt es ‚Nein sagen + set the timer‘.
    Tipp 1: Kurz vor einer Besprechung oder einem Termin oder einer Tätigkeit, die Sie dringend in einer Minute starten möchten, betritt Mann/Frau Ihr Büro und möchte ‚nur kurz etwas von Ihrer Zeit‘. Sagen Sie sofort, dass Sie höchstens eine Minute Zeit haben ... und schon läuft die Uhr. Ihr Gegenüber weiß um die begrenzte Zeit und muss sich daran halten, sonst müssen Sie – Sie hatten es ja im Vorfeld gleich angekündigt – nach einer Minute das Gespräch beenden.
    Tipp 2: Kennen Sie das, dass Sie gerade am Gehen sind und Ihr Chef herein kommt, sieht, dass Sie am Gehen sind und trotzdem die Türe schließt (um Sie besser ‚greifen‘ oder ‚umzingeln‘ zu können? Sie können es empfinden und formulieren wie sie möchten, aber es ist eine demonstrative Geste ‚Jetzt müssen Sie sich Zeit für mich nehmen‘)? Dann bleiben Sie trotzdem stehen und öffnen auch wieder die Türe ... und schon läuft die Uhr. Eugen Simon nannte das ‚die Handgranate tickt‘ ... das hört sich hart formuliert an, aber darum geht es nicht, sondern symbolisch um das demonstrative Nein sagen.

    Ich werde dies ab sofort üben, indem ich an meinen Arbeitstagen solche Situationen prüfe, bewerte und mir eine respektvolle aber deutliche ‚Nein sagen + set the timer‘-Technik überlege.

    Außerdem hilft dies auch vor neuen Todos, die Ihnen ‚mal so schnell zwischen Tür und Angel‘ rübergeschoben werden und - ehe Sie sich versehen – bei Ihnen gelandet sind.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Klartext statt Konsens - wie Meetings wieder was bewirken

Bessere Kommunikation ist Lippenstift fürs Protokoll. Kennst Du das: Das Meeting läuft, Energie ist da, der Knoten platzt - und jemand sagt: "Wir müssen besser kommunizieren!" Alle nicken. Jemand schreibt's auf. Und was passiert damit?  Nichts . Warum? Weil "besser kommunizieren" keine Handlung ist. Genauso wenig wie: "mehr Verantwortung übernehmen", "offener Feedback geben", "konstruktiver diskutieren", "proaktiver sein", "mehr miteinander reden", "transparenter werden", "Verständnis füreinander zeigen". Alles klingt gut. Aber ohne Klartext bleibt’s ein Vorschlag - nett im Protokoll, aber ohne Effekt auf den nächsten Arbeitstag. Kein konkreter Schritt, keine sichtbare Veränderung. Keiner der's macht. Es ist eine gute Absicht ohne Konsequenz. Wir haben kein Problem Verbesserungen zu identifizieren.   Die wahre Herausforderung ist selten das Finden von Verbesserungen. Es ist das Konkretisie...

Wie lassen sich Ergebnisse definieren? - Drei Beispiele (WBS, CBP und BDN)

Ich habe schon darüber geschrieben, warum das Definieren von Ergebnissen so wichtig ist. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Projektteams auf die eigentlichen Ziele. Aber was sind eigentlich Projektergebnisse? In diesem Beitrag stelle ich drei Methoden vor, um leichter an Ergebnisse zu kommen.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Dateien teilen in Teams - arbeiten in gemeinsamen Dateien

Arbeitest du mit Kolleginnen und Kollegen an gemeinsamen Dateien, die in Teams, aus OneDrive oder SharePoint liegen? Hast du dabei vielleicht kein ganz gutes Gefühl, weil du dir nicht so ganz sicher bist, was mit der Datei tatsächlich passiert? Wer darauf Zugriff hat und wie du das sehen kannst? Dann lies weiter, hier stelle ich dir die wichtigsten Fakten und Einstellungen kurz und knapp vor.

Erfahrung mit Vibe-Coding - und warum das keine Teamprobleme löst

Die KI-Werkzeuge zum Erstellen von Werkzeugen für die tägliche Arbeit werden immer besser. Die selbstgestrickten Tools erleichtern die eigene Arbeit. Aber für den Einsatz im Team fehlt noch etwas.

Wie baut man einen Aktenplan auf?

Ein Aktenplan beschreibt, an welcher Stelle genau ein Team seine Dokumente und Nachrichten ablegt. Aber wie baut man den genau auf?

Wenn Leisten Leistung kostet

Immer. Immer "on". Immer mehr. Immer schneller. Und natürlich: Immer besser. Das ist die Welt, in der wir heute leben. Eine Welt der Dauerleistung. Und die hat ihren Preis: Wir werden schwächer. Sofern wir nicht die Grundlagen guten (Selbst-)Managements beherzigen und Pausen machen. Also zur richten Zeit das wirklich Wichtige tun.

Microsoft Copilot - Notebook, Pages, Agents und mehr

Es tut sich sehr viel an der Copilot Front. Gefühlt entwickelt Microsoft mit aller Kraft die KI-Anwendung weiter. Mit dem letzten Update hat sich die Microsoft-Startseite stark verändert. Hier zeige ich, was sich hinter all den Begrifflichkeiten verbirgt und was davon alltagstauglich ist.

From False Starts to Precision Landing: The Evolution of Requirements Management

Requirements management originated in U.S. rocket programs between 1945 and 1970. A small management trick contributed to the success of the Apollo program.

Die Profi-Tools im Windows-Explorer

Haben Sie bei der Urlaubsvertretung sich manches Mal geärgert, wenn Sie Dateien gesucht haben, die ein Teammitglied abgelegt hat? Die Suche im Explorer funktioniert tadellos, aber manchmal sollte man den Suchbegriff noch ein bisschen genauer fassen können. Z.B. mit UND oder ODER oder NICHT... Das geht so einfach, dann man von alleine kaum drauf kommt: