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Teamwork in Zwanzig-Zwanzig: erfüllt Home-Office sein wirklichen Zweck?

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Zwanzig-Zwanzig war nach allgemeinem Empfinden ein schreckliches Jahr. Als das Jahr sich schließt, leben wir noch unter Einschränkungen. In diesem Jahr haben einige haben ihre Arbeit verloren oder auf ein Teil ihres Einkommen verzichten müssen. Noch schlimmer haben einige von uns Freunde oder Familie durch die Pandemie verloren. Wie andere haben mich diese Ereignisse zum Nachdenken gebracht, und ich werde in einem kommenden Beitrag einiges über Risiken und Entscheidungen schreiben. Zum Abschied des Jahres möchte ich in diesem Artikel über das Teamwork-Thema des Jahres reflektieren: Home Office. 

In Bezug auf die Teamarbeit war das Hauptthema in diesem Jahr das Homeoffice. Aus Sicht der Produktivität hat es gut funktioniert, zumindest für diejenigen, die einen Bürojob haben./1/ Die digitale Technologie von heute lässt Teams fast so gut mitarbeiten wie im Büro. Die Konnektivität ist einfach. Wir sehen uns gegenseitig, und wir teilen unsere Bildschirme und mehr. Sicherlich wären die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie vor fünfundzwanzig Jahren noch viel gravierender gewesen. Meine Kollegen und ich sind jetzt mindestens genauso produktiv wie vor der Pandemie. Zuzüglich zu arbeitsfokusierten Maßnahmen haben einige Firmen versucht, auch die sozialen Aspekte der Teamarbeit aufrechtzuerhalten, zum Beispiel mit “Teamläufen”, bei denen sich die Kollegen vor einem 30-minütigen Lauf virtuell die Hände schütteln und sich am Ende digital wieder treffen. Doch trotz alledem – wie jeder mit kleinen Kindern bestätigen kann – ist Homeoffice nicht einfach.
Home-Office Zwanzig-Zwanzig


Viele haben festgestellt, dass Homeoffice nicht unbedingt die Work-Life-Balance verbessert. Überall lesen wir, wie erschöpft wir von Zoom-Anrufen sind. Einige meiner Kollegen haben echte Probleme damit, ihre Arbeit und ihre familiären Verpflichtungen zu jonglieren, vor allem angesichts der Schul- und Kitaschließungen. Und wenn ich die Küchen und Wäschespinnen meiner Kollegen sehe, ist klar, dass manche einfach nicht den Platz haben, um gut von zu Hause aus zu arbeiten. Die Schwierigkeiten kommen nicht nur durch die Einsamkeit oder die Ablenkungen des Home Office, das Kreischen gelangweilter Kinder oder die Belastung, acht-plus Stunden am Tag in einen Bildschirm zu starren. Da steckt mehr dahinter. 

Wir stellen fest, dass es bei der Arbeit darum geht, gemeinsame Ziele und Zweck zu realisieren – und zwar im direkten miteinanber. Gewiss brauchen wir alle ein Einkommen. Aber, wie wir dieses Einkommen verdienen, ist (hoffentlich) eine aktive Entscheidung. Daher bietet eine Organisation (ein Arbeitgeber) hauptsächtlich eine Plattform für Aktivitäten, die uns Befriedigung verschaffen und unsere Talente herausfordern, damit wir gemeinsam Ziele erreichen. In dieser Sichtweise ist der Arbeitgeber ein Vehikel, um diese gemeinsame Zweckmäßigkeit zu ermöglichen und den Zweck mit seinem Nutznießer, d.h. dem Kunden, zu verbinden. In der Tat, ohne den Kunden verblasst der tolle Zweck, wofür wir uns gerade gekämpft haben. Wir alle blühen auf, wenn wir sehen, dass unsere Bemühungen jemand anderem geholfen haben.

Trotz des Erfolgs von Home-Office-Arrangements vermissen wir die persönliche Interaktion mit unseren Kunden und mit unseren Teamkollegen. Wenn wir unsere Kollegen nicht Face-to-Face treffen können, nicht denselben Raum teilen, nicht die Feinheiten des emotionalen Ausdrucks miterleben können – ja, wenn wir auch nicht die selbe Luft atmen –, geht etwas Menschliches verloren. Es ist einfach nicht das Selbe. Mir ist die Tendenz aufgefallen, sich in Telefonkonferenzen gegenseitig zuzuwinken. Hmmm.... Niemand winkt am Ende eines Telefongesprächs oder am Anfang oder Ende einer Besprechung im Büro. Es ist eine Geste, die für den Außenbereich reserviert ist, vielleicht eine zusätzliche Dosis Freundlichkeit, um den sozialen Verlust, den wir sonst erfahren haben, auszugleichen. 

Ich bezweifle also, dass Homeoffice trotz seines wirtschaftlichen Erfolgs das Arbeitsmodell der Zukunft sein wird, wie in vielen Zeitungsartikeln spekuliert wurde. Wir werden vielleicht etwas flexibler Arbeitsbedingungen haben, aber grundsätzlich wollen wir gemeinsam im gleichen Raum arbeiten. Trotz aller Bequemlichkeit ist das Home-Office nicht ganz geeignet für die zutiefst menschlichen Zwecke, die wir mit unserer Arbeit verfolgen, da es bei unserer Arbeit viel mehr um das “wir” geht, als wir vielleicht bisher verstanden haben.

In der Hoffnung, dass wir alle bald zur persönlichen Teamarbeit zurückkehren können, wünschen wir von TWB allen unseren Lesern ein frohes neues Jahr. 

Anmerkungen

  • /1/ Ich schreibe dies im vollen Bewusstsein, dass viele Produktions- und Dienstleistungsbranchen keinen Nutzen aus Home-Office-Regelungen ziehen. Musiker und Schauspieler, Kellner und Köche, Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal - um nur einige zu nennen - können nicht von zu Hause aus arbeiten. Auch das produzierende Gewerbe kann keine Autos, Geräte oder Widgets von zu Hause aus bauen. Dennoch möchte ich meine Solidarität mit allen zum Ausdruck bringen, deren Arbeit in diesem Jahr beeinträchtigt wurde. Ich hoffe, dass die öffentlichen Entlastungsmaßnahmen den Schmerz gemildert haben. Vor allem aber hoffe ich, dass Sie bald wieder der Arbeit nachgehen können, die Ihnen Zufriedenheit bringt.

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