Direkt zum Hauptbereich

Design Thinking für Einsteiger

Wie entsteht eigentlich eine Produktvision? Wie füllt sich der Product Backlog? Solche Fragen stellen sich häufig zu Projektbeginn. Um sie zu klären, bietet sich Design Thinking (DT) an. Hier eine kurze Einführung inklusive dreier Literaturhinweise zu den Fragen, warum Design Thinking hier hilfreich ist, was für Design Thinking notwendig ist und wie man vorgehen kann. 

Warum Design Thinking?


Der Product Owner hat eine schwierige Aufgabe. Er soll ein Produkt realisieren, welches diese drei Anforderungen mindestens genügt:

  • Das Produkt muss ökonomisch Sinn machen (engl. "viable").
  • Es muss technisch machbar sein (engl. "feasible"). 
  • Es muss vom Anwender gerne verwendet werden (engl. "desirable").

Wie können diese drei Anforderungen in Einklang gebracht werden? Die Antwort darauf entsteht selten durch einen Geistesblitz einer einzelnen Person im stillen Kämmerlein, die dann auch noch sagt: "Genau so machen wir es! Das wird ein Erfolg!".

Was ist notwendig?


Es braucht vielmehr einen iterativen Prozess, um eine Lösung für den Anwender zu schaffen, die wünschenswert, machbar und wirtschaftlich ist. Dies geschieht durch wiederholtes Ausprobieren und frühzeitiges Feedback von betroffenen Personen.

Zudem ist ein multi-disziplinäres Team hilfreich, welches kontinuierlich diesen Prozess begleitet und vorantreibt. Dieses Team kann sich dann aus unterschiedlichen Blickwinkeln in die Lage des Anwenders versetzen, um neue Ideen zu generieren und neue produktrelevante Einsichten zu finden.

Außerdem ist ein kreatives Umfeld hilfreich, also ein Raum, in welchem das Team gemeinsam arbeiten kann. Hier entstehen die Ideen und Erkenntnisse, hier wird visualisiert und Prototypen entworfen und weiterentwickelt.

Wie wird Design Thinking durchgeführt?

 

Der iterative Prozess

Die Stanford University und das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam beschreiben sechs Phasen für den Design Thinking Prozess /1/.

  1. Verstehen: Zu Beginn gilt es darum, die Problemstellung überhaupt zu verstehen und zu definieren: Welches Problem wollen wir behandeln? Welcher Anwender ist betroffen? 
  2. Erforschen: Wie verhält sich der Anwender heute schon in der Situation? Was sind seine Fragen, Herausforderungen, Schmerzpunkte? In dieser Phase geht es darum, Empathie aufzubauen. Das Team soll über Herausforderung lernen und diese verstehen.
  3. Synthese: Nach dem Erforschen gilt es die Kernpunkte herauszuarbeiten: Auf welchen Anwender fokussieren wir uns? Gibt es etwas, das uns überrascht hat? Welchem Problem wollen wir uns als Team als erstes widmen? Müssen wir die Fragestellung zu Beginn umformulieren und ändern?
  4. Ideenfindung: Bei der Ideenfindung werden Lösungen für die wichtigsten ein bis zwei Fragen aus der Synthese erarbeitet.
  5. Prototypen: Die Lösungsideen sollen validiert werden. Sie sollen anschaulich sein. Sie sollen begreifbar sein. Dazu werden einfache (!) Prototypen hergestellt, die aber durchaus (an)fassbar und testbar sind. 
  6. Test: Anwender geben ihr Feedback anhand der Prototypen. Was denken sie? Würden Ihnen die so skizzierten Lösungen helfen? 


Obwohl der Prozess linear aussieht, gibt es immer wieder Rücksprünge und Iterationen. Dies liegt am Erkenntnisgewinn. Rückschritte sind also gewollt, weil sie Lernschritte bedeuten!

Zur Unterstützung der genannten Phasen bietet sich das Design Thinking-Bootleg der Stanford University an /2/. Es beinhaltet Methodenkarten für die einzelnen Phasen.

Wichtiger als die Methode selbst ist aber das richtige Mindset. Für den Einstieg empfiehlt sich das Buch "30 Minuten Design Thinking" von Jochen Gürtler & Johannes Meyer./3/ Es ist kurz und knapp und auch wirklich nur ein Überblick. Dennoch beinhaltet es genügend Grundlagen und Tipps, um die ersten Design Thinking Projekte zu begleiten. Aber Achtung: Es ersetzt nicht die persönliche Erfahrung! Die muss man sich schon selbst erarbeiten.

Das Team

Beim Design Thinking geht es um Menschen. Einerseits wollen wir Lösungen für Menschen erarbeiten und realisieren. Andererseits werden die Lösungen von Menschen erdacht, getestet, verworfen, realisiert und getestet.

Dieser Prozess geschieht am besten im interdisziplinären Team (vier bis sechs Personen reichen). Für eine Lösung in der Rechtswissenschaft könnte das dann zum Beispiel eine Juristin, ein Informatiker, ein Rechtsanwaltsgehilfe, eine Architektin und ein Design Thinking Coach sein.


Der Raum

Um kreativ am Prozess arbeiten zu können, braucht das Team einen eigenen Platz, der die Kreativität unterstützt, inspiriert und die Teammitglieder sich fokussieren lässt. Idealerweise ist dies ein eigens bereitsgestellter und präparierter Raum mit

  • Flexibilität: Möbel, Stellwände, Tische und Stühle lassen sich verschieben.
  • Inspirierender Wirkung: Farben, Helligkeit
  • Vertikalen Wänden: Anbringen von Post-Its - Ideensammlung, Visualisierungen etc.
Das Buch von Doorley & Witthoft /4/ zeigt Beispiele inkl. Bauanleitungen hierfür. Wer keinen eigenen Raum bauen will oder kann, kann sich aber auch einen Design Thinking Raum tageweise mieten, die in jeder größeren Stadt angeboten werden.

Noch ein Hinweis: Für die Prototypenerstellung sollte genügend Material zur Verfügung stehen. Sorgen Sie also für genügend Lego, Bastelmaterial, Papier, Kleber etc.

Zusammenfassung

Design Thinking ist eine iterative Methode, um in einem kleinen, mulidiszipliären Team Ideen und Innovationen zu entwickeln. Es geht darum, den Anwender in den Mittelpunkt zu stellen. Sobald das Team an den Punkt gekommen ist, wo es sich entscheidet: "Ja, so wollen wir es machen!", kann es damit beginnen, den Product Backlog zu füllen (wenn es nicht schon von Anfang an die Aufgaben für das Design Thinking sein Backlog geführt hatte). :-)

Es wird deutlich: Design Thinking bietet sich zu Beginn eines Projektes an, wo noch unklar ist, in welche Richtung sich das Produkt entwickeln wird. Bei Bedarf (z.B. wenn weiter Unsicherheiten bestehen oder aufkommen), kann der DT-Prozess im Projekt jederzeit wiederholt werden. 

Anmerkungen

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das neue Outlook - One Outlook - erster Eindruck

Microsoft hat ein Problem: Outlook ist nicht gleich Outlook. Da ist das gute alte Outlook in der Desktop-Version. Das ist das, womit fast alle von uns im Alltag arbeiten und worüber ich hier schon oft berichtet habe. Outlook auf dem MAC sieht aber anders aus. Outlook auf Mobilgeräten sowieso. Dann gibt's noch Outlook im Web. Kein Wunder, dass Microsoft das alles entwirren, verschlanken und vereinheitlichen möchte. Gelingt es? Hier die interessantesten Funktionen des neuen Outlooks . 

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

E-Mail-Vorlagen gemeinsam nutzen (Outlook)

Mittlerweile wird praktisch alle Routine-Korrespondenz in Outlook erledigt. Was liegt da näher, als ein gutes Set von Vorlagen zu erstellen und diese gemeinsam in Team zu nutzen? Leider hat Microsoft vor diesen – an sich simplen – Wunsch einige Hürden gebaut.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

"Denn sie wissen nicht was sie tun ...! Freigeben und teilen in OneDrive und SharePoint und per E-Mail

Neuerdings können Sie bei Ihren E-Mails entscheiden, ob Sie den Anhang als Datei (Kopie) anhängen wollen oder einen Link senden. Doch was kann dieser Link? Wie sicher ist er? Wer kann was damit tun? Lesen Sie hier was sinnvoll ist und was weniger.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

Nie wieder Ärger mit Besprechungsserien in Outlook

Erstellen auch Sie Besprechungsserien in Outlook? Ärgern auch Sie sich manchmal darüber, wenn Sie etwas zu ändern haben? Falls nicht, versenden Sie entweder keine wiederkehrenden Outlook-Besprechungen (Serienterminen). Oder Sie ändern nie etwas daran. Dann ist dieser Artikel nichts für Sie. Lesen Sie aber bitte weiter, falls Sie sich schon immer mal gefragt haben, ob es eine Lösung gibt?