Direkt zum Hauptbereich

Wissen teilen - wie schreibe ich?

Andere Berater:innen stöhnen häufig, wenn es um das Aufschreiben von Wissen geht: "Viel Arbeit! wann soll ich das noch machen, liest eh keiner usw." Dann schauen sie mich an und fragen: "Jan, wie schreibst Du denn eigentlich?" Dieses Wissen möchte ich gern teilen. Vielleicht hilft es anderen, schneller etwas zu Papier zu bringen. (Was wäre eigentlich der passende Ausdruck für elektronische Dokumente?)

Mein Anspruch an ein Ergebnis

Wir leiden nicht mehr unter Wissensmangel, sondern an einem Informationsüberfluss. Da es ohnehin schon schwierig ist, schnell die richtigen Informationen zu finden, denke ich lieber dreimal nach, ob ich meinen Text überhaupt schreibe: Welchen Nutzen haben die Leser:innen von meinem Text? Warum sollte er/sie den Text bis zum Ende lesen?

Foto von Glenn Carstens-Peters auf Unsplash
Ich finde es übrigens gar nicht wichtig, ein Thema umfassend zu beschreiben. Mir reicht es, Interesse zu wecken. Der Leser/die Leserin soll Lust bekommen, sich selbst weiter zu informieren.

Deshalb ist es so wichtig, die Quellen anzugeben, auf denen meine Ideen gründen. Darauf achte ich selbst bei anderen Autor:innen. Das hat einen ganz praktischen Nutzen, denn die Leser:innen haben immer Fragen: Ist das, was ich lese, das relevante Material? Kann ich mich auf die Informationen verlassen? Nichts ist peinlicher, als mit einer neuen Idee um die Ecke zu kommen und dann zu hören, dass diese schon längst überholt ist.

Bei der Qualität der Text achte ich auf eine Lesbarkeit von um die 60 (von 100) und einen Anteil von heißer Luft unter 30%. Es gibt dafür hilfreiche und nette Tools (z. B. den Fleschindex.de und das Blablameter.de). Wie man besser schreibt, hat Thilo Baum in 30 Minuten Gutes Schreiben gut erklärt.

Und wie komme ich eigentlich an meine Ideen?

So kommen die Themen zu mir

Es gibt mehrere Anlässe, die mich zum Schreiben motivieren:

  • Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich etwas anderen (z. B. Kund:Innen oder Kolleg:Innen) nicht erklären konnte. Dann schreibe ich es auf.
  • Ich habe an einer interessanten Diskussion teilgenommen und fasse meinen Beitrag oder die Erkenntnisse aller zusammen.
  • Ich lese etwas Wichtiges, für das es keine Quellen in deutscher Sprache gibt: Ich fasse sie für andere zusammen.
  • Ich habe etwas entwickelt, das ich teilen möchte (z.B. ein Spiel, eine Übung, einen Workshop, eine besondere Vorgehensweise).
  • Ich ärgere mich über andere: Jemand anderes schreibt etwas, mit dem ich nicht einverstanden bin. (Manchmal rege ich mich sogar richtig auf. Aber ich versuche den anderen Autor nicht bloßzustellen. Stattdessen versuche ich nur das aufzuschreiben, was mir wichtig ist.)

Und wie wird daraus ein Text?

So entstehen meine Texte

Was bei mir zu schlimmen Texten führt, ist, einfach draufloszuschreiben. Schrecklich! Dann gibt es keine Kernaussage, ich komme nicht auf dem Punkt geschweige denn zum Ende. Erfahrungsgemäß komme ich also auf andere Weise zu besseren Texten.

Ad-hoc-Inhaltsverzeichnis

Wenn ich eine Idee habe, dann schreibe ich die Idee auf und notiere mir die wesentlichen Punkte, die in den Text gehören. Das Notieren der ersten Punkte dauert keine 2 Minuten. Wenn ich dann Zeit habe, schreibe ich den Text herunter. (So entstand auch dieser Text.) 

Skelett-Version

Für ich ist's immer praktisch, wenn ich mir eine passende Grundstruktur aussuche. Von der erlaube ich mir später natürlich, auch wieder abzuweichen, wenn das nötig ist. Erst einmal hilft es mir aber zum Starten. Hier ein paar Ideen:

  • Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft: Wie ist die Idee entstanden? Wie wird sie heute genutzt? Was ist in Zukunft zu erwarten?
  • Aufmerksamkeit, Kontext, Leistung: Diese Struktur ist gut, um Personen zu beschreiben. Zuerst braucht's einen besonderen Aufhänger, um eine Person interessant zu machen. Dann wird der Kontext dargestellt, in dem die Idee entstand. Danach, was die Leistung oder die Lösung der Person so besonders macht? Warum ist das für uns heute relevant oder wichtig? 
  • Problem, Erwartung, Lösung: Gut, um Konzepte oder Vorgehensweisen vorzustellen. Was ist das Problem? Wie stellt es sich dar? Was macht es so ärgerlich? Welche Erwartungen habe ich an eine gute Lösung? Wie muss eine Lösung aussehen? Dann erst die Lösung vorstellen, damit die Leser:innen erkennen, dass die Lösung hilft.

Natürlich gibt es noch die bekannte Heldenreise als Strukturhilfe. Für Sachtexte finde ich auch den Ablauf gut, den Jon Franklin in "Writing for Story" nutzt: Problem/Konflikt, drei Entwicklungsstufen (von welchen zwei nicht klappen), und dann die Auflösung.

Story-Map

Wolf Steinbrecher und ich haben für zwei Bücher eine Story-Map erstellt. Das hat diesmal nichts mit Schreiben zu tun. Die Technik stammt aus der Softwareentwicklung. Jeff Patton hatte sich überlegt, wie man sich Überblick über die Funktionen einer Software verschafft und ist dabei die verschiedenen Stationen eines Anwenders durchgegangen.

Wolf und ich überlegten uns ein Story-Map für unser ganzes Buch: Wir einigten uns darauf, was jeweils in die Kapitel kommt. Dann nahmen wir uns ein Kapitel nach dem anderen vor, indem jeder von uns jeweils eine Stunde an einem Kapitel schrieb. Direkt im Anschluss ans Schreiben lasen wir uns die Texte gegenseitig vor und korrigierten sofort, was uns auffiel. Nach zwei Tagen war das Buch fertig (mit 100 DIN-A5-Seiten).

Mach den Text spannend

Ich finde Texte total langweilig, die direkt vom Problem zur Lösung kommen. Da kann man von Romanen lernen. Dort werden die Leser:innen mit Szenenwechseln bei der Stange gehalten. Autor:innen überlegen sich vorab, wie die Szenen enden. Dann folgt auf eine Szene entweder eine Auflösung. Oder die Situation wird der Spannung halber schlimmer. James N. Frey beschreibt diese Technik sehr schön in "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt".

Das funktioniert natürlich auch für Sachtexte. Wobei hier und da eine von diesen Fragen ausreicht: "Wie hat er das hinbekommen?", "Warum war ihre Leistung besonders?", "Warum ist kein anderer auf die Idee gekommen?".

Das sind meine Tricks. Viel Spaß beim Schreiben!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

Agile Sternbilder: Die Entdeckung kosmischer Agilitäts-Superkräfte

Hast du dich je gefragt, ob dein Sternzeichen deine Fähigkeiten in einer agilen Arbeitsumgebung beeinflusst? In diesem Blogpost tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Astrologie und ihre mögliche Verbindung zu modernen Arbeitsweisen. Entdecke, wie die Sterne deine agilen Stärken prägen könnten. Ob überzeugter Agilist oder neugieriger Sternzeichenliebhaber – dieser Artikel kann dir neue Perspektiven eröffnen und vielleicht sogar dein nächstes Teamprojekt inspirieren!

Den passenden Job finden

Hier teile ich, wie ich daran arbeite, endlich den richtigen Job zu finden. Kleingedrucktes: Dieser Artikel richtet sich (natürlich) an jene, die gerade in der luxuriösen Position sind, dass sie nicht jedes Angebot annehmen müssen. Anstatt von Engagement zu Engagement zu hetzen und frustriert zu sein über Konzernstrukturen, fehlende Ausrichtung und die Erkenntnis, dass in einem selbst beständig die Hintergrundfrage nagt, ob es das ist, womit man seine immer knapper werdende Lebenszeit wirklich verbringen möchte, gibt es manchmal auch die Möglichkeit, die nächste berufliche Station etwas nachhaltiger auszusuchen - auch, um tatsächlich (etwas) mehr beitragen zu können.

Die Microsoft Teams-Not-To-Do-Liste

Viele hoffen, dass es  für die Einrichtung von Microsoft Teams  den Königsweg gibt, den perfekten Plan – doch den gibt es leider (oder glücklicherweise?) nicht. Genauso wenig, wie es jemals einen Masterplan für die Organisation von Gruppenlaufwerken gab, gibt oder je geben wird. Was gut und vernünftig ist hängt von vielen Faktoren und ganz besonders den Unternehmensprozessen ab. Sicher ist nur eines: Von alleine entsteht keine vernünftige Struktur und schon gar keine Ordnung. Dafür braucht es klare Entscheidungen.

Agilität ist tot. Ausgerechnet jetzt?

Agilität wird zurückgefahren, Hierarchien kehren zurück. Doch ist das wirklich der richtige Weg in einer Welt, die immer unberechenbarer wird? Oder erleben wir gerade eine riskante Rolle rückwärts?

Wie beschreibt man einen Workshop für eine Konferenz?

Konferenzen bieten immer ein gutes Forum, um sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Was für die Vortragenden selbstverständlich scheint, ist für die Besucher:innen oft unverständlich. Wie können Vortragende ihren Workshop in 2-3 Sätzen beschreiben, damit die Besucher:innen schnell einschätzen können, er sich für sie lohnt?

Gemeinsam eine Anwenderdokumentation erstellen

Unternehmenssoftware ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Anwenderinnen und Anwendern, den Unternehmensprozessen und den Ergebnissen. Normalerweise schreibt der Hersteller der Software die Dokumentation für diejenigen, die die Software benutzen. Wenn die Software allerdings stark angepasst wurde, muss die Dokumentation von denen kommen, die die Prozessmaschine am besten verstehen - den Anwenderinnen und Anwendern. Wie könnte man das praktisch machen?

Scrum und Hardware: Es kommt auf die Basics an

Man kann Hardwareprodukte agil entwickeln. Zum einen kommt Scrum aus der Hardwareentwicklung. Die Softwerker haben die Hardwarekonzepte auf ihre Situation übertragen. Zum anderen hat Hardwareentwicklung heute ganz viel mit Software zu tun. Gerade in frühen Phasen kann man sich mit Simulationen noch viele Wege offen halten und mehrere Pfade parallel verfolgen. In diesem Beitrag empfehle ich eine Podcastfolge und ein Buch, für alle, die mit der Geschwindigkeit ihrer Hardwareentwicklung nicht zufrieden sind.