Direkt zum Hauptbereich

Sprintübergänge gibt es nicht. Oder?

Der Scrum Guide sieht keine Sprintübergänge vor. Denn es ist effektiver, Review, Retrospecive, Refinement und Planning* mindestens in separaten Meetings zu erledigen. Weil wir uns aber selten im idealen agilen "Lala-Land" bewegen, muss manchmal eben doch alles in einer Sitzung geschehen. Dann gilt das Prinzip "The Art of the Possible". Hier eine Möglichkeit, wie das aussehen kann.

Bild von einem Meeting-Backlog (Post-Its auf Fensterscheibe)
 (c) 2021, Bild vom Autor

Anleitung zum Sprintübergang

1. ModeratorIn bestimmen

  • Die Moderation muss nicht immer vom selben Moderator/Moderatorin gemacht werden. Ihr könnt euch auch abwechseln.

2. Happiness-Index

Bild von einem Happiness-Index (Flipchart mit einer Skala von 0 bis 5)
 

  • Auf einer Skala von 1 bis 5 zeigen sich die Teammitglieder ihre aktuelle Zufriedenheit an. Wie zufrieden bin ich momentan (heute! jetzt!) mit der Situation im Team oder im Prozess?
  • Das geschieht entweder offen oder geheim, z.B. auf dem umgedrehten Flipchart.
  • Stufen: 
    1 = Furchtbar. Nix wie weg!
    2 = Kaum auszuhalten. Ein bisschen Hoffnung ist noch
    3 = Ganz ok, nicht gut nicht schlecht, passt im allgemeinen aber.
    4 = Fühlt sich gut an. Hier und da noch ein bisschen verbessern und ich bin voll zufrieden
    5 = Alles bestens. 
  • Das Ergebnis wird allen sichtbar gemacht. Anschließende wird gefragt: Was brauche ich/brauchen wir, um eine Stufe höher zu kommen? (Kaizen!!!)
  • Faustregel/Einordnung: Was rechts von der 3 steht, ist im grünen Bereich. Das Team befindet sich im entspannten Verbesserungsmodus. Alles, was sich links von der drei bewegt, ist eine Störung, die vorrangig an- und besprochen werden sollte. 

3. Was haben wir in den letzten zwei Wochen erarbeitet? (Review) 

  • Sprintziel erreicht? Haben wir alles geschafft, was wir uns vorgenommen haben? Inwiefern?
  • Sind wir und vor allem unsere Stakeholder zufrieden damit?
  • Ist etwas nachzuarbeiten?
  • Müssen wir uns sofort drum kümmern oder ist es gar nicht mehr so wichtig? 
  • Wenn nein, was aus dem Backlog ist wichtiger? Etc. 

4. Backlog sichten (Refinement): Was ist generell zu erledigen? 

  • Gemeinsam fragen und diskutieren!
  • Um was müssen wir uns kurz-, mittel- und langfristig kümmern?
  • Kommt noch was dazu?
  • Ist zwischenzeitlich was Neues, Wichtiges dazugekommen? 
  • In welcher Reihenfolge arbeiten wir das am sinnvollsten ab: Die wichtigsten Punkte kommen nach oben.
  • Kann man jeden einzelnen Eintrag in einer Sprintlänge fertig bekommen? 
  • Falls nicht, wie teilen wir diese großen Aufgabenin kleinere Einzelschritte auf, damit wir sie zumindest schrittweise umsetzen können.
 

5. Umsetzung planen (Sprintplanung): Was geschieht als nächstes? 

  • Ziel: alle geplanten Aufgaben sind am Ende des Sprints zu 100% fertiggestellt und werden nicht noch einmal angefasst! 
  • Was nehmen wir uns für die nächsten zwei Wochen KONKRET vor?
  • Was ist so wichtig, dass wir das als allernächstes angehen?
  • Welche konkreten Ergebnisse müssen wir innerhalb der nächsten Sitzung zwei Wochen unbedingt vorweisen können?
  • Wie genau sieht das Ergebnis aus? 
  • Was ist realistisch?
  • Bringen sie uns, unsere Kunden oder Stakeholder weiter?
  • Bringt uns das, was wir uns für die nächste Zeit vornehmen in unserem Produkt, Service oder Verbesserungsprozess weiter?
  • Warum?Was erwarten wir oder erhoffen uns davon?
  • Tipp: Nehmt euch lieber erst einmal weniger vor, geht zwei, drei kleinere Themen an!

6. Gemeinsam lernen und organisieren (Retrospektive) 

  • Was hat gut geklappt? Generell in der Zusammenarbeit?
  • Manöverkritik, konstruktiv, auf den Punkt, ohne "Hard Feelings" und bitte möglichst ohne viel allgemeines Wehklagen, sondern mit positivem Blick!
  • Konzentriert Euch auf einzelne Details, die es zu verbessern giltz.
  • Was war gut? Was ist uns gut gelungen? Was war weniger gut oder sogar schlecht? 
  • Was sind unsere Learnings? 
  • Kennen alle unsere übergeordneten Ziele? Warum wir was wie erreichen wollen oder sollen (Vision noch einmal vergegenwärtigen)?
  • Wie können wir uns generell verbessern?
  • Was heißt das konkret? Welche Maßnahmen fallen uns ein?
  • Ein bis zwei (kleinere) Verbesserungsmaßnahmen für die gemeinsame Zusammenarbeit finden! Und zwar nicht jede/r Einzelne in ihrem/seinem Bereich, sondern als TEAM! Was nehmen wir uns konkret für die nächsten zwei Wochen vor (Kaizen)?
  • Wichtig: Es wird IMMER und UNBEDINGT mindestens eine realistische, machbare Maßnahme verabredet! KEINE RETROSPEKTIVE OHNE KAIZEN!!! 

7. Happiness Index  

  • Siehe oben
  • Wie geht’s mir JETZT? 
Bild von einem Happiness-Index (Flipchart mit einer Skala von 0 bis 5)

8. Blitzlicht (Return on time invested)

  • Wer mag, gibt ein kurzes (!) abschließendes Feedback: Inwiefern hat das Meeting mir und uns etwas gebracht?
  • Was war gut?
  • Was wünsche ich mir für den nächsten Übergang?
  • Was kann man 
  • im Meeting verbessern, was wünsche ich mir generell oder konkret für die Zusammenarbeit? 
  • Achtet darauf, dass erstens dieser Teil wirklich kurz gehalten wird. Jetzt werden nicht noch einmal irgendwelche Fässer aufgemacht. Das hat dann Platz in der nächsten Retrospective.  
  • Zweitens achtet bitte darauf, dass Euch der Abschluss positiv und wertschätzend gelingt. Denn das hat direkte Auswirkungen auf die Arbeit im Sprint und somit auf die Sprintergebnisse.

 

Abschließend ein paar allgemeine Tipps

  • Macht soweit es geht ALLES sichtbar!
  • Benutzt alle Mittel, die Ihr dafür habt. Am besten: Post-ITs und Flipchart. Digitale Tools sind second best, aber natürlich auch ok!
  • Machgt das IMMER! Das hilft in der Arbeit und in der Diskussion.
  • Nur was sichtbar ist, kann gemanagt werden!
  • Außerdem habt Ihr so gleich auch die Dokumentation (Fotos JETZT statt Protokoll Schreiben DANACH!)
     

 

 
Edgars eigener Blog: www.trellisterium.de
Edgars Podcast: trellisterium.podbean.com 

Edgar Rodehack ist Teamwork-Enthusiast mit einem Faible für agile Formen der Zusammenarbeit. Da trifft es sich natürlich gut, dass er das beruflich macht. Er ist Organisationsberater, Business und Agile Coach, Teamentwickler und Moderator. Außerdem ist er ein Mensch mit Frau und drei Kindern, der viel Spaß am Musikmachen, Schreiben und Lesen hat. Mehr über ihn: www.rodehack.de

 

Literatur und Hinweise

 

* Streng genommen heißt es: Sprint Planning, Sprint Review, Sprint Retrospective und Backlog Refinement. For the record. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das neue Outlook - One Outlook - erster Eindruck

Microsoft hat ein Problem: Outlook ist nicht gleich Outlook. Da ist das gute alte Outlook in der Desktop-Version. Das ist das, womit fast alle von uns im Alltag arbeiten und worüber ich hier schon oft berichtet habe. Outlook auf dem MAC sieht aber anders aus. Outlook auf Mobilgeräten sowieso. Dann gibt's noch Outlook im Web. Kein Wunder, dass Microsoft das alles entwirren, verschlanken und vereinheitlichen möchte. Gelingt es? Hier die interessantesten Funktionen des neuen Outlooks . 

Kategorien in Outlook - für das Team nutzen

Kennen Sie die Kategorien in Outlook? Nutzen Sie diese? Wenn ja wofür? Wenn ich diese Fragen im Seminar stelle, sehe ich oft hochgezogene Augenbrauen. Kaum jemand weiß, was man eigentlich mit diesen Kategorien machen kann und wofür sie nützlich sind. Dieser Blogartikel stellt sie Ihnen vor.

Und jetzt alle zusammen! Teams - OneNote - Aufgaben - To Do

Ein Meeting jagt das nächste. Sich da nicht zu verzetteln, wird  im Zeitalter virtueller Besprechungen  noch anspruchsvoller. Kein Wunder, dass  im Zusammenhang mit Microsoft 365  zwei Fragen besonders häufig auftauchen: Wie dokumentiert man Besprechungen gut? Was hilft, offene Aufgaben nachzuhalten? Eine gute Lösung: Das in MS Teams integrierte OneNote-Notizbuch als gemeinsame Plattform auch für den Aufgabenüberblick zu nutzen.

E-Mail-Vorlagen gemeinsam nutzen (Outlook)

Mittlerweile wird praktisch alle Routine-Korrespondenz in Outlook erledigt. Was liegt da näher, als ein gutes Set von Vorlagen zu erstellen und diese gemeinsam in Team zu nutzen? Leider hat Microsoft vor diesen – an sich simplen – Wunsch einige Hürden gebaut.

Microsoft Teams: Die neuen Besprechungsnotizen - Loop-Komponenten

  Haben Sie in letzter Zeit in einer Teams-Besprechung die Notizen geöffnet? Dort sind inzwischen die Loop-Komponenten hinterlegt. Die sind zwar etwas nützlicher als das, was zuvor zur Verfügung stand. Trotzdem ist noch Luft nach oben. Und es gibt sogar einige ernstzunehmende Stolperfallen. Hier ein erster, kritischer Blick auf das was Sie damit tun können. Und auch darauf, was Sie besser sein lassen.

"Denn sie wissen nicht was sie tun ...! Freigeben und teilen in OneDrive und SharePoint und per E-Mail

Neuerdings können Sie bei Ihren E-Mails entscheiden, ob Sie den Anhang als Datei (Kopie) anhängen wollen oder einen Link senden. Doch was kann dieser Link? Wie sicher ist er? Wer kann was damit tun? Lesen Sie hier was sinnvoll ist und was weniger.

Outlook-Aufgabenliste: bitte nicht die Aufgaben des ganzen Teams!

Am Tag der Arbeit kommt eine Lösung, nach der ich schon so oft gefragt wurde: Wie schaffe ich es, dass meine Outlook-Aufgabenliste nur meine eigenen Aufgaben anzeigt und nicht auch die E-Mails, die meine Kollegen gekennzeichnet haben oder Aufgaben, die einfach in einem gemeinsamen Postfach stehen?

Das Ubongo Flow Game

Spiele bieten eine gute Gelegenheit, zeitliche Erfahrungen zu verdichten und gemeinsam zu lernen. Karl Scotland und Sallyann Freudenberg haben im Mai 2014 das Lego Flow Game veröffentlicht. Wir haben die Spielidee übernommen, aber das Spielmaterial gewechselt. Statt Legosteinen benutzen wir Material aus Grzegorz Rejchtmans Ubongo-Spiel. Hier präsentieren wir die Anleitung für das Ubongo Flow Game.

Nie wieder Ärger mit Besprechungsserien in Outlook

Erstellen auch Sie Besprechungsserien in Outlook? Ärgern auch Sie sich manchmal darüber, wenn Sie etwas zu ändern haben? Falls nicht, versenden Sie entweder keine wiederkehrenden Outlook-Besprechungen (Serienterminen). Oder Sie ändern nie etwas daran. Dann ist dieser Artikel nichts für Sie. Lesen Sie aber bitte weiter, falls Sie sich schon immer mal gefragt haben, ob es eine Lösung gibt?